#Roman

Žižek in Teheran

Sama Maani

// Rezension von Walter Fanta

Islam – unterhaltsam!

Dieses ganz schön dicke Buch
In der Form eines Epos geschrieben und gedruckt, ist
Außergewöhnlich
Wegen der Klugheit, Schönheit und vor allem wegen der
Respektlosigkeit,
mit der die Verhältnisse und Vorgänge in der Islamischen Republik Teheran
in allergrößter satirischer Schonungslosigkeit und
psychoanalytischer Treffsicherheit der
Lächerlichkeit
Preisgegeben werden.

  1. Hand aufs Herz: Selten so gelacht!
    Über
    Den Islam (Prophetenkarikaturen nichts dagegen!)
    Die aussterbende Spezies bärtiger Männermacht
    Die gleichmachende kulturelle Globalisierung
    Die doofe Rhetorik religiös verbrämter politischer Ideologie
    Und die unverschämte Verlogenheit religiöser Doktrin.

Dabei könnte der amüsante Plot aus einer US-Soap oder
Brasilianischen Telenovela stammen:
Der Arzt/Therapeut in einem Gefängnis verkuppelt
Seine sexy Schauspielerin-Frau
Mit ganz viel Geheimdienstbeteiligung
An einen prominenten, im ganzen Land beliebten Regisseur,
Damit sie in einem Film mitwirken kann,
Mit dem sich der politisch in Ungnade gefallene Künstler
Bei den Machthabern rehabilitieren kann.

So weit, so klar. Oder auch nicht. Oder der Plot ist ein Vorwand.
Die Erzähler kommen und gehen.
Ihre Identität ist unklar.
So wie fast alles oder überhaupt alles
In der Republik, der Iranischen, in Teheran
Nicht das ist, das es SCHEINT.

Nix ist fix in Teheran, im Islamischen
(Bis Žižek kommt vielleicht?)
Die politischen Gruppierungen nicht
Die Fundamentalisten nicht
Die Reformfaschisten nicht
Die Oppositionellen nicht
Der Glaube, der Islamische nicht, und das
Geschlecht
Natürlich nicht, nämlich das Männliche. [siehe: Leseprobe]

Was soll das Ganze? Fragen Sie, Leser/in.
Es ist eine neue Form alternativer Geschichtsschreibung.
Ganz so neu auch wieder nicht.
Religionssatire in Versform gab es in der deutschen Literatur
Im 16. Jahrhundert (Reformationszeit) in lustigen Verserzählungen
Zum Beispiel Flöh Hatz Weiber Tratz usw.
Diese Islamverarschung ohnegleichen
Des Arztes und Psychoanalytikers Sama Maani ist eine
Reformatorische Schrift.
Wenn Sie in Teheran, im Islamischen
Alle lesen würden,
wären Sie vom Islam geheilt.

Was geht das MICH an? Fragen Sie, Leser/in.
Es geht Sie schon was an, Leser/in!
Weil in diesem Buch
Teheran in Graz ist
Graz in Teheran ist
.

Der Grazer (eigentlich Wiener) Arzt und Psychotherapeut
Sama Maani mit seinen Teheraner Wurzeln hat dieses Buch
Für Sie, Leserin, in deutscher Sprache geschrieben,
weil es ihm mit seinem durch und durch lustigen Buch nämlich ernst ist.
Es ist eine satirische, psychoanalytische Dekonstruktion des schiitischen Islam
Der nichts heilig zu sein scheint.
Aber wie ernst es ihm ist
Merken Sie, Leser/in
Bei der Hinrichtung des Nationalen Geistigen Rats der Bahá’i in Teheran.
Das ist nämlich wirklich passiert.

Und die anderen Hinrichtungen, Folterungen, usw. auch.
Da hört sich der Spaß auf.
Bei uns in Graz (oder wo auch immer) wurde ebenso schon
Aus religiösen (katholischen) Gründen hingerichtet, gefoltert usw.
Das steht nicht in dem Buch, das sage ich jetzt dazu.

Was hat wohl Navid Kermani dazu zu sagen,
der auch Iranisch-Stämmige Deutsch-Schreibende,
der Autor von Dein Name?
Ich stelle mir ein Email vor,
auf Farsi – von mir übersetzt,
das Maani von Kermani bekommt:
»Lieber Sama, was ich mit so viel Mühe geschrieben habe, mehr als 1200 Seiten im Druck, hast du jetzt verdorben. Ich habe auch ein paar Bahá’i in meiner Verwandschaft, ich habe viel mehr aufgeboten aus der deutschen Literatur als du, sogar Hölderlin und vor allem Jean Paul. Immer mahnte der Lektor, der Roman, den ich schreibe, solle nach Isfahan zurückkehren, und immer dachte ich, na ja gut, wenn es sich ergibt, und jetzt hast du, Sama, mit deiner Blasphemie alles durch den Kakao gezogen, Isfahan, Theheran, den Islam, und uns Deutsch-Perser dazu!«
Dr. Maani schreibt zurück:
»Lieber Navid, das tut mir leid, aber ich bin kein Deutsch-Perser, ist bin Grazer, ja, eigentlich jetzt schon lang Wiener, und immer mahnte mich meine Verlegerin Erika Hornbogner, die Romane, die ich schreibe, sollen nach Graz und nach Teheran zurückkehren, und dass daraus eine globalistische Blasphemie wurde, daran bin nicht ich, sondern daran ist er schuld: Gott

Damit die globalistische Blasphemie funktioniert,
Sind zahlreich Anglizismen ins Buch gestreut,
auf dass die Sprache des Epos geschmeidig gegenwärtig sei,
Und ist
Freuds Schreber,
zu danken. Und natürlich
Žižek,
der am Ende des Buchs in Teheran aufkreuzt
und in einem Interview am Flughafen
gleich alles aufklärt.

Sama Maani Žižek in Teheran
Roman.
Klagenfurt/Celovec: Drava, 2021.
624 S.; geb.
ISBN 978-3-85435-954-8.

Rezension vom 03.05.2021

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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