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Wie im Siebenten

Andreas Unterweger

// Rezension von Peter Landerl

Andreas Unterwegers erstes Buch Wie im Siebenten erzählt von einem Schriftsteller, Andreas, der davon erzählt, wie er an seinem ersten Buch schrieb, damals, in einer kleinen Wohnung im siebten Wiener Gemeindebezirk, damals, als das Schreiben noch leicht von der Hand ging und die Liebe zu Judith ohne Makel war.

„In dem Zimmer im Siebenten wollte ich mein erstes Buch schreiben. Es sollte ein ganz einfaches Buch werden, das von ganz einfachen Dingen handelte, und am Anfang dachte ich noch, dieses Buch würde dort, in dem Zimmer im Siebenten, auch ganz einfach zu schreiben sein. Das Buch sollte davon handeln, wie es war, mit Judith in dem Zimmer im Siebenten zusammenzuleben.“

Das Leben kann so einfach sein: schreiben, schlafen, mit Judith schlafen, Gitarre spielen, Nutellabrote essen. Schreiben gegen das intellektuelle Verhungern, schreiben, um zu leben: „Ich schrieb im Park, im Café Nil, im Bett. Ich schrieb in einen Laptop, schrieb im Internetcafé, ich schrieb mit schwarzen Finelinern in Schreibblöcke: Sie waren alle 160 Seiten dick.“ Schreiben, um zu leben, leben, um zu schreiben. Das Schreiben nicht nur als Lebensentwurf, nein, als pure Existenzfrage. Schreiben aus einem Lebenshunger, der unbändig ist.

Noch ein Buch über einen Schriftsteller, der über das Schreiben schreibt? Noch ein Buch über die Frage, ob das Schreiben und das Leben zusammengehen? Ja, noch eins, ein erfrischend freches. Unterweger spielt und jongliert in jugendlicher Unbekümmertheit mit den Erzählebenen, die Frage, ob postmodernes Schreiben noch zeitgemäß ist, kratzt ihn nicht – recht so! Er integriert Fotos in seinen Roman, er zitiert, er zitiert Autoren, die es nicht gibt, er schweift ab, betreibt Dylanologie, spielt mit der Herausgeberschaft des Textes, fügt Anmerkungen und Textfragmente an. Man stelle sich einen jungen, gut aufgelegten Thomas Bernhard vor (auch wenn das widersprüchlich sein sollte): So lesen sich die Sätze des Romans. Da wird wiederholt, wird insistiert, da steckt viel Humor drinnen. Sprachlich hat der Text Hand und Fuß, keine Frage.

Es kommt, wie es kommen muss, jugendlicher Idealismus und Zauber des Anfangs hin und her, unser junger Held und seine Liebste werden von der Wirklichkeit eingeholt, wie jeder von der Wirklichkeit eingeholt wird. Sie, die einen dreijährigen Sohn hat und nur während der Woche bei ihm im Siebenten wohnt, weil sie in der Stadt arbeitet, ist abends oft müde. Was sich anfangs genügte, genügt plötzlich nicht mehr. Beider Liebe nutzt sich im sogenannten Alltag ab. Kein Happy-End.

Unterweger hat sehr viel riskiert, das macht sein Debüt sympathisch.
Ein Lichtblick im herbstlichen Neuerscheinungsreigen!

Wie im Siebenten.
Roman.
Graz: Literaturverlag Droschl, 2009.
144 Seiten, gebunden.
ISBN 978-3-85420-757-3.

Homepage des Autors

Verlagsseite mit Informationen über Buch und Autor

Rezension vom 19.10.2009

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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