Das Warten auf den Flug gestaltet sich in Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen als endloser Gedankenstrom über Gott und die Welt: die Welt als Folge von Assoziationen. Dabei kommen die besagten Kinder erst am Ende in die Gedanken des Protagonisten, ein Wendepunkt im Denken der Hauptfigur, die danach mit Bernhards Holzfällen in die Gegenrichtung aufbricht. Gott, Sein, Wahrnehmung, Wirklichkeit, das alles sind die Themen dieser ungemein dichten wie lyrischen Erzählung, das faszinierende wie erschreckende dabei ist die zeitliche Gebundenheit der Hauptfigur: keine zwei Stunden verbringt der Ich-Erzähler auf dem Flughafen Brüssel zu und man schaudert, was jemand in dieser kurzen Zeitspanne alles denken kann, was er beobachten, analysieren kann, woran er sich erinnert und welche Bilder er im Kopf hat. Erschreckend insofern, da man sich in der täglichen Begegnung im Bus, in der Bäckerei, in der Bank ja gerade eben nicht vorstellen muss oder kann, was das jeweilige Gegenüber für Gedanken hat. Es schwindelt einen ob der Fülle der Assoziationen, die Xaver Bayer seinem Helden einschreibt. Aber vielleicht ist gerade das der literarische Kniff von Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen, die Literatur als überbordender Wunschbrunnen einer wahrhaft dichten, einer vorgestellten Wirklichkeit.
Dabei erzählt Bayer ohne Punkt und Komma, wie man so sagt, naturgemäß ist die ganze Erzählung ein einziger Satz, wobei man da die grammatikalischen Regeln nicht zu genau nehmen darf. Aber wer tut das schon in seinen Gedanken. Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen ist ein sprachlich äußerst versierter Versuch, seinem Selbst nachzuspüren, sofern angenommen werden kann, dass jeder Mensch ein solches besitzt. Liebe, Gott, Sinnsuche sind die wahren Themen, eine gewichtige Vorgabe für jemanden, der nur auf einen Flug wartet. Xaver Bayer hat sie erfüllt.