#Roman

Schwarztee

Anni Bürkl

// Rezension von Bernd Schuchter

Tee – schwarz und schwärzer
Ein Regionalkrimi mit Aroma.

Der Gmeiner Verlag ist bekannt für Themenkrimis; dazu gehören Regionalkrimis, die eine Gegend möglichst authentisch abbilden, was besonders für Ortskundige zum Vergnügen wird – der 2009 erschienene Krimi Schwarztee der Wiener Autorin Anni Bürkl spielt nun im steirischen Ausseerland, genauer in Altaussee.
Die ehemalige Event-Managerin Berenike Roither hat ihr erfolgreiches Leben in Wien hinter sich gelassen und in Altaussee einen Neuanfang gewagt. Sie ist Inhaberin eines literarischen Teesalons, hat allerdings einen etwas schwierigen Start, da bei einer großen Lesung mit dem Dichterstar Sieghard Lahn ein Toter im Publikum sitzt. So was färbt ab, die Altausseer sind ja von sich aus schon nicht die Gastfreundlichsten. Berenike muss also der Polizei, die ihr zwar sagt, sie solle die Gegend nicht verlassen, der sie aber sonst nichts zutraut, unter die Arme greifen – und verlässt natürlich sofort die Gegend und reist nach Wien, wo verschiedene Spuren hinführen. Der Schlüssel zum Verbrechen, zu dem sich das eine oder andere noch dazugesellt, liegt in der Nazi-Vergangenheit, was bei österreichischen KrimiautorInnen schon fast zum guten Ton zu gehören scheint.

Berenike ist dabei nicht die geschickteste Detektivin; aus den Dingen, die sie herausfindet, zieht sie auch nicht unbedingt die richtigen Schlüsse. Sie bringt sich eher in Gefahr mit ihrer Schnüffelei und so blöd, wie sie denkt, ist die Polizei auch wieder nicht – zum Glück. Der Leser folgt Berenike auf dem Fuß, weiß genau so viel wie sie, meistens also nicht viel, und ist wie sie am Schluss von der plötzlichen Lösung recht überrascht.

Die meisten Kapitel sind mit Teesorten betitelt, was immer ein bisschen einstimmt auf die neuen Verwicklungen. Da ist es kein Wunder, dass wirklich viel Tee getrunken wird; wer dabei Lust bekommen hat, kann sich im Anhang zu Schwarztee von Ceylon bis Darjeeling, Grüntee von Formosa bis Sencha oder Kräutertee von Kamille bis Schafgarbe inspirieren lassen.

Berenike ist nicht nur Tee-Liebhaberin, sondern dazu noch Anhängerin aller esoterischen Strömungen, die in den letzten Jahren auf- und abgetaucht sind, sie praktiziert durcheinander Reiki, Bachblüten-Therapie und fernöstliche Meditation, dazu konsultiert sie ein Medium, das in alle Richtungen deutbare Vorhersagen macht, die natürlich immer eintreffen, versucht sich in Autosuggestion – und kann trotz allem ihre Vergangenheit als Business-Lady nicht verbergen, davon zeugen schon die vielen englischen Einsprengsel von „Damn it“ über „to be exact“ bis „relax“.

Insgesamt sprachlich solide, unterhaltsame, leichte Lektüre mit kulinarischer Anregung und einem Hauch von Geschichte, denn Österreich hat mit seiner Nazi-Vergangenheit noch lange nicht abgeschlossen.

Anni Bürkl Schwarztee
Kriminalroman.
Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2009.
323 S.; brosch.
ISBN 978-3-8392-1023-9.

Rezension vom 12.01.2010

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

Informiert
bleiben

Sie können 3 Newsletter abonnieren:

  • Literaturhaus Wien News
  • Literaturhaus Wien Veranstaltungsprogramm
  • Österreichische Exilbibliothek News

Bitte schicken Sie uns eine entsprechende Nachricht mit dem Betreff „Newsletter bestellen“. Für Abbestellungen bitte im Betreff „Newsletter abbestellen“ schreiben.