Eines Tages steht Elisabeth in Ellas Garten. Eine Fremde. Ohne Einladung, aber mit Frechheit im Gepäck redet sie von Vertreibung, ihren Eltern und dem Gesetz – kurzerhand quartiert sie sich in Ellas Haus ein. Kaum eingezogen, rekrutiert Elisabeth schon den nächsten Hausbewohner: Bob. Ein Mann, der schweigt, fotografiert und eine Unterkunft gebrauchen kann. Der Wohnungsmarkt für ehemalige Häftlinge ist ja doch überschaubar und schließlich ist er Elisabeths Sohn.
Auch die siebzehnjährige Eleonore sucht einen Unterschlupf. Eigentlich nur für ihren Sohn. Ihr Justin soll bei einer Person aufwachsen, die mit beiden Füßen am Boden steht: Ella. Wer wäre denn bodenständiger als die Frau im Wohnwagen mit den zwei Schafen? Naja, ganz so ist es nicht. Also, ja, Justin soll in Ellas Obhut kommen. Aber, nein, es sind weder die Schafe noch das Wohnmobil, die für sie sprechen. Ellas Reportagen sind es, die Eleonore begeistern. Ganz nach dem Motto: Wer über das Leben schreibt, kennt das Leben.
Es ist eine Karussellfahrt, auf die uns die steierische Autorin Teresa Kirchengast in ihrem Debütroman mitnimmt. Ihre Figuren leiden an der Vergangenheit, sei es der alkoholkranke Vater oder die kaltschnäuzige Mutter. Die Lebenslinien der Figuren werden offen gelegt, ja, wir erleben ihre Vergangenheit und Gegenwart durch deren eigene Augen.
Einerseits erzählt das Buch von Ängsten, Schwächen und Feigheit; andererseits versprüht der Roman etwas, was es in der österreichischen Literatur selten gibt: Gute Laune. Denn in Ellas Haus finden die Anderen zum ersten Mal eine Heimat, eine Zukunft und auch eine Familie – samt dem Wechselspiel von Streit und Liebe.
Selbst Ella, die früher mit ‚Familie‘ nichts am Hut haben wollte, verliebt sich in ihre Patchworkfamilie, nachdem sie nach einer Geschäftsreise in ihren Garten zurückkommt:
„Müde von der Heimreise betrete ich den Garten, wo sich mir ein Bild selbstvergessener Harmonie offenbart. Elisabeth rupft in meinem verwilderten Gemüsegarten laut fluchend Unkraut, Bob sticht die Beete um. Eleonore sitzt auf einem Gartenstuhl, ein Getränk in der Hand, und sieht den arbeitenden Menschen völlig unbeteiligt zu, während Justin zwischen Bertha und Suttner herumrollt. Die Mohn- und Kornblumen blühen, die Sonnenblumen strecken ihre Köpfe der Sonne entgegen.“
Mit Teresa Kirchengasts wundervollem Buch Schwarze Schafe kann der Sommer kommen. Denn weder Gewitter, Hagelfall noch die dichteste Wolkendecke trüben einem die gute Laune, die man während und nach der Lektüre dieses witzigen und lockeren Romans hat.