Schrott und Korn sind zwei Helden voller Schwerkraft, Schrott plagt sich mit 103 Kilo durch die Gegend und stößt im Lebensdrang oft auf unerwartete Barrieren, aber zum Glück hat er immer seine Hilti dabei, mit der sich Sinnlöcher und andere Befreiungsbohrungen an Ort und Stelle zur allgemeinen Entlastung bewerkstelligen lassen.
Im ersten Teil des sonnigen Abenteuerromans wird eine Erlösungsgeschichte à la Oberammergau inszeniert. Die Figuren aus der Heilsgeschichte sind leicht verstört und müssen durch eine straffe Inszenierung ins richtige Licht gesetzt werden. Wo liegen die Grenzen der Erlösung, wo versagt die Inszenierung von Heil, lauten die Fragen, die sich Schrott und Korn immer wieder stellen.
Im zweiten Teil geht es auf zum Mittelpunkt Europas, der – für einen Mitteleuropäer unvorstellbar – tatsächlich in Litauen liegt. Die Abenteurer landen punktgenau auf dem Obelisken, der den Nabel Europas darstellt, aber dieser Nabel in Litauen muß ziemlich lustunempfindlich sein, denn es geschieht absolut nichts. Schrott und Korn entdecken das Land, erweisen der Hauptstadt Vilnius ihre Referenz und ziehen schließlich zur alten Burg Trakai.
Die beiden Regisseure und Autoren Manfred Schild und Thomas Gassner haben diesen Prosatext in Litauen geschrieben, anläßlich einer theaterdienstlichen Mission am geographischen Mittelpunkt Europas. Die Arbeitsweise im Duett sollte dabei auch als äußere Vorlage für die Arbeit der Roman-Heroen dienen. Der Text stellt einen geglückten Versuch dar, Abenteuer, Heilsgeschichte, Theater und historische Inszenierung auf lustige Weise unter einen Hut zu kriegen. Die Figuren kommunizieren salopp im Trash-Dialog, benützen teilweise eine äußerst persönliche Sprache bis hin zur Geheimsprache. Und wo die übliche Sprache versagt, wird sie eben mit neuen Wortschöpfungen ausgeweitet.
Das Grundkonzept des Projektes lautet: Wenn die Sonne von hinten scheint, wird es vorne hell. Daher überstrahlt der Optimismus von Schrott & Korn alles, was sich an Schwerkraft und Düsternis in den Weg stellen könnte. Schließlich ist der „Roman“ auch ein geglückter Versuch, die literarische Osterweiterung mit Ironie und Abenteuerpathos voranzutreiben.