Gerade die verrückten Zubereitungen von Speisen sind bereits die erste Einstiegsluke für die Satiren, und der feine Unterschied von „lupfen“ und „heben“ führt gleich mitten ins Tiroler Geschehen, das seinen Höhepunkt findet in einer der schönsten Föhngeschichten, die das Land jemals zu Gehör bekommen hat.
Selbstverständlich wird auch im Gebirge heftig pädagogisiert. Unter einem „pädagogischen Schnitzel“ versteht der Autor jene Geschichten, die nicht nur satt am Teller liegen, sondern darüber hinaus noch etwas „Mega-Moralisches“ aussagen. Im konkreten Fallbeispiel ist etwa das Kind autoritär und läßt die an Summerhill geschulten antiautoritären Eltern ordentlich auflaufen.
Hinter dem augenscheinlichen Klecks, der über Tirol hängt, kommen in Erich Ledersbergers Geschichten bald jedoch jene alltagstypischen Verworfenheiten zum Vorschein, unter denen die Bewohner heftig zu leiden vorgeben, und die sich auch mit saloppem Schmunzeln nur schwer abschütteln lassen.
So sind PCs eigentlich nur dazu da, um alles kompliziert und chaotisch zu gestalten. Von der Bedienungsanleitung über das Handbuch der Installation bis letztlich zu falschen Kabelbuchsen ist alles so konstruiert, daß der User schon am Beginn seiner persönlichen PC-Ära so viel Zeit verliert, daß er sie auch mit dem schnellsten Rechner nie mehr in einem irdischen Leben einholen kann.
Absichtliche und unabsichtliche Rollentauschereien, leichte Hänger im Programm eines Alleinerziehers und saftige Analysen zu wild gewordenen Bischöfen und anderen Würdenträgern pflastern den satirischen Erzählweg. Soweit das Schnitzel.
In der Beilage schließlich schlüpft der Autor in die Rolle eines Journalisten, der sich neben seiner eigentlichen Arbeit die Verfassung einer persönlichen Chronik zum Lauf der Zeitgeschichte antut. „Das Letzte aus dem vorigen Jahrtausend“ heißt sinnigerweise eine Matrix zur „Zeit im Bild“, die Tage laufen wie am Newsboard ab und werden hinten schon verändert, während sie vorne noch gesendet werden. Das Letzte im Sinne einer Zeitangabe ist dabei verläßlich auch das Letzte an Qualität.
Auch abseits des Buches ist Erich Ledersberger immer wieder als Journalist tätig. In dieser Funktion nimmt er den Leser immer „lebensoffensiv“ bei der Hand, führt ihn aus dem Magazin hinaus und macht ein Picknick in der Literatur. Trotz ihrer Kritik und Schärfe sind die Texte Erich Ledersbergers immer auch mit einem Haltegriff ausgestattet, sodaß man sich beim Lesen nicht selbst schneidet, wohl aber den Genuß eines scharfen Messers zu Gespür bekommt.