Es sind prägnante, auf den Punkt gebrachte Episoden: sei es die Begegnung mit einem bekannten Gesicht im Supermarkt, das unangenehme Gefühle weckt. Doch wer die Person ist und was der Anlass der negativen Empfindungen ist, bleibt verborgen, weil der Autor sich nicht mehr erinnern kann. Oder Geschichten wie die der Kriegsbraut Frau Vallaster, die sich nach der politischen Wende im Alter von 80 Jahren auf den Weg in ihre alte Heimat Ostpreußen machte.
Es sind Erinnerungssprenksel, etwa die Geschichte der Zwillinge Fenkart, die gar keine Zwillinge sind oder jene der Bahnwärterfamilie, die gleich zweimal Zwillinge hatte. Dem Autor ein Indiz für Unvernunft, denn „vernünftige Leute hatten vielleicht ein Zwillingspaar, aber nicht gleich zwei“. Die Episode der überraschenden Heimkehr der Tochter offenbart Generationenkonflikte. Der Tod der Katze im Kochtopf ist gleichermaßen tragisch und bizarr.
Die kleinen Geschichten, die ob ihrer Kürze kaum in wenigen Worten zusammengefasst werden können, nennt Köhlmeier Roman von Montag bis Freitag. Da es sich um erkennbare autobiografische Erlebnisse und Erfahrungen handelt – Köhlmeier vertuscht dies auf keinen Fall -, kann der Titel nur andeuten, dass es dem Autor um das Alltagsgeschehen geht. Denn er weiß, es ist der Alltag, der den Stoff für Romane liefert. Es handelt sich also um die ganz normalen und einfachen Dinge, die man täglich erledigt wie das Einkaufen, Putzen, Kochen, Telefonieren, Zeitung-Lesen, … Diese aber, und das ist das Verblüffende und macht den literarischen Wert der Texte aus, sind es in der Wiedergabe Köhlmeiers wert, erzählt zu werden. Natürlich liegt dies am Autor, dem es gelingt, mit dem Erzählen einfachster Erlebnisse das Gefühl hervorzurufen, dass sich dahinter große Geschichten verbergen. Geschichten, die sich im Alltag der Menschen und nicht in der Wochenendpause zutragen. Deshalb: Gönnen wir Michael Köhlmeier sein wohlverdientes Wochenende!