Friederike Mayröcker fügt ihrem umfangreichen Werk auch im hohen Alter jedes Jahr ein neues Buch hinzu, erst 2016 wurde ihre euphorische Schreiblust mit dem Österreichischen Buchpreis gewürdigt. Zeitlich, formal und atmosphärisch schließt Pathos und Schwalbe an den von Jacques Derridas Werk „Glas“ inspirierten Vorgängerband fleurs an, dort enden die Aufzeichnungen im Mai 2015, nun datiert der letzte Eintrag im September 2017.
Mayröckers Schreiben, das sich weder genremäßig noch thematisch fassen lässt – Stimmungen, Umgebungen, Eindrücke, Erinnerungen, Töne und Farben ergeben ein Flirren, das an ein impressionistisches Bild erinnert –, ist in „Pathos und Schwalbe“ durchgehend datiert und dadurch an seiner Oberfläche in kleinere Textfelder unterteilt, die beim Lesen, das hier unweigerlich zum Schweifen der eigenen Gedanken führt, Orientierung bieten. Die Autorin zählt in ihrem fortschreitenden Existenzprotokoll erstmals die Tage, die ihr noch zum Arbeiten bleiben werden und intensiviert in ihrer Sprache die Wahrnehmung der uns umgebenden Welt und Natur.
Ein paar Zeilen Mayröcker pro Tag (mögen sie auch anfangs noch so verwirrend neu sein, sie entschuldigt sich sogar dafür – haltet durch, Leser!) … nur ein paar Takte von ihr, und man sieht intensiver.
Die Blumenbeete am Nachthimmel. Eine Meise im Gefieder des Baumes. Blitze im Schnee.
Und man hört intensiver. Das Atmen des Waldes. Schubert. Erlauchte Rülpser.
Man lebt dann vielleicht sogar intensiver: „ich weinte Tulpenküsse“
(Peter Pisa, Kurier, 13. März 2018, S. 23)
Zum tieferen Eintauchen in das Universum Friederike Mayröcker empfehlen wir nicht nur unsere , sondern nachdrücklich das ganze Buch, mit dem die 93-jährige Grande Dame der österreichischen Literatur erneut ein starkes Lebenszeichen setzt.