Janko Messner veröffentlichte 1971 als 50jähriger seine ersten literarischen Bücher, die zunächst in Slowenien und schließlich auch in Österreich auf große Wertschätzung gestoßen sind. In Mein Korotan moj – Moj Kregistan mein stehen sieben epischen Texten zwei lyrische, in der Tradition der Psalmen stehende Meditationen voran. Ihr Ton ist wütend und aufbegehrend angesichts all des wahrgenommenen Unrechts. „Wie’s brennt das Unrecht der Geschichte bis ins Herz, / die Bilder der Erniedrigungen, Peinigungen ganzer / Generationen, / die diese Kärntner Erde gerodet und gedüngt“. Gleich Hiob klagt hier einer ob all der Ungerechtigkeit und Grausamkeit der Welt Gott an, anders als jener aber scheint das lyrische Ich, oder in der Erzählung „Johannes Fortunat“ der Ich-Erzähler, seinen Glauben verloren zu haben: „Den denkenden Menschen sei Dank, dass es Dich – ich hoffe stark – nicht gibt.“ Es ist die Theodizeefrage, deren Feuerbach der Erzähler nicht überwinden kann. Solch leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der religiösen Tradition ist kennzeichnend für den gesamten Band. Bemerkenswert erscheint, wie hier religiöse Sprache jenseits des herkömmlichen Glaubensverständnisses enorme Kraft und Ausdrucksstärke gewinnt.
Messners Ton ist aber nicht bloß Empörung und Aufschrei, vielmehr sind die „Prosastücke / proza“ , wie sie der Waschzettel nennt, durch weisen Humor und große Sympathie für die Menschen geprägt. Selbst der schäbige ehemalige Mitschüler, der als Priester nur seine Karriere im Kopf hat, wird zwar bloßgestellt, aber nicht verurteilt.
„Meine erste Liebe“ und „Maiglöckchen“ sind zwei Erinnerungen, zart und einfach, die im besten Sinne berührend sind. Es scheint überhaupt die große Leistung Janko Messners zu sein, dass er es vermag, Menschen, die durch Sex and the City gegangen sind, zu berühren.
Marjan Mancek wählt für ihre Illustrationen markante Stellen aus den Texten aus. Sie haben etwas liebenswert Naives an sich und passen gut zum Band. Die Texte in diesem Buch sind zweisprachig slowenisch/deutsch abgedruckt. Ich kann leider nicht Slowenisch, habe mich aber immer wieder ertappt, darin zu lesen. Erstaunlich, wie viele Wörter ohne Vorkenntnis verständlich sind und wie schwer es offenbar doch ist, einander wirklich zu verstehen. Janko Messner hat zum gegenseitigen Verständnis viel beizutragen. So auch seine Vater-unser-Bitte auf der Buchrückseite (Slowenisch eröffnet dieser Text den Band): „Vater unser allmächtiger, lass ihr Gewissen erwachen, mach, dass sich – die Alten und die Jungen beider Landessprachen – wiederfinden…“.