Letzter Walzer ist nach Wiener Gift der zweite Fall des sympathischen schwulen Hobbydetektivs David Lenz. Hannes Sulzenbacher versteht es, das reale schwule Wien vergnüglich zu portraitieren, aber auch zu parodieren. Abseits der Krimihandlung liest sich das Buch als (nicht nur) schwuler Wien-Spaziergang: „Es war nur ein kurzer Weg von meiner Wohnung in der Landstraßer Hauptstraße (ja, es gibt tatsächlich eine Straße, die so heißt!)“, vom Tichy-Eis am Schwedenplatz ist die Rede, und Wiens wichtigste lesbischwule Gastronomielokale werden pointiert vorgestellt: „Inmitten der Fashion-victims des Berg, die heute so aussahen, als würden sie ausschließlich über Innenarchitektur oder auch typographische Design-Innovationen sprechen, sah ich Grete und Heimo an einem weiter hingen liegenden Tisch“.
Wenn man will, kann man sogar behaupten, Sulzenbacher habe einen vergnüglichen Enthüllungsroman geschrieben, dessen Figuren, weil wir in Wien sind, natürlich niemand enthüllen wird wollen. Während Berlin einen bekennend schwulen Bürgermeister hat, bleibt man in Wien gerne unsichtbar. Gewidmet könnte Letzter Walzer allen Wiener „Klemmschwestern“ sein, jenen Schwulen, die lieber im Dunkeln agieren, im Licht der (medialen) Öffentlichkeit aber straight gehandelt werden möchten. „Du weißt, in Wien gibt es diesen seltsamen Vertrag zwischen Medien und Prominenten, dass die Medien sich scheinbar an das Gebot halten, nichts aus dem Privatleben von Prominenten ohne deren Zustimmung zu veröffentlichen. Dafür haben sie ja jede Macht über die heimische Prominenz. Und die Homosexualität von FPÖlern ist da nur ein Beispiel!“. Viele der Figuren in dem Krimi haben ihre mehr oder minder realen Vorbilder. Aber recherchieren Sie selbst, wir als Teil der Medien müssen schließlich schweigen.