Rezensenten, die witzige Bücher besprechen, sind oft versucht, selbst witzig zu sein; ich werde es mir verkneifen. Genau das will Mahler vermutlich erreichen, dann er lässt bei seinem Rundumblick (Pointe!) gegen den Literaturbetrieb niemanden aus, sondern schlägt (Pointe!) sich über den Autor, den Verleger, die Leser bis zu den Buchhändlern durch. Dabei ist Längen und Kürzen gerade das: witzig. Denn der Autor, dessen Erfahrungen beschrieben werden, pflügt durch den gesamten Markt. Mit einem Roman, Briefen, Postkarten, Faxen und sogar Gedichten! „Auf den Schutzumschlag kommt mir DIESER Titel aber nicht.“ Sagt der Verleger, und: „Was soll das?“ Autor: „Es sind experimentelle Texte.“ Pause. „Das seh ich. Sie wollen mich ruinieren.“
Genau. Aber jetzt wird diese Kritik schon ein wenig wirr. Jetzt hat mich Mahler schon. Stattdessen lobe ich lieber das Lesebändchen. Das ist wirklich schön geworden. Rot ist es. Das Buch ist übrigens weiß. Mit etwas Text und einer Zeichnung vorne drauf. Zeichnungen sind auch im Buch enthalten, aber das kann man von einem Comiczeichner wohl erwarten.
In den Comics sieht man dann den Autor, wie er im Betrieb agiert, im Literaturbetrieb, in freier Wildbahn quasi. Und wie verbockt die Verleger sind, zu kurz, zu lang, zu experimentell. Der Markt ist erbarmungslos. Aber der Autor flexibel. Arbeitet er eben mit Längen und Kürzen, wie der Markt es wünscht. Es geht dem Autor ohnehin nur um den Vorschuss, was wiederum den Verleger amüsiert: „Ich dachte wir reden hier von anderen Summen.“
Das ist lustig. Sondern sehr lustig (Pointe!). Dabei könnte ich von Nicolas Mahler als bekanntem Zeichner sprechen: mit etwa 30 Büchern in allen großen internationalen Comicverlagen, die es gibt (Österreich ist zwar eine Steueroase, aber für Comiczeichner eine Wüste), den Verlag loben, der als literarischer Verlag seit kurzem hochwertige Comicbücher verlegt (mit Molch ist 2008 bereits ein Buch von Mahler als Autor bei Luftschacht erschienen, Zeichnungen: Heinz Wolf), wieder auf das internationale Renommee von Nicolas Mahler verweisen (seine Zeichnungen erscheinen u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Titanic, NZZ am Sonntag usw.), seinen Strich loben, seinen Witz. Seinen Strich. Seinen Witz. Aber eben: Er hat die Rezensenten vergessen. Als ob der Betrieb nur aus Autoren, Verlegern und Buchhändlern bestünde …
Aber hoppla: Es ist ja nur Band 1 seines Gesamtwerks, dann also loben. Diesmal wirklich: lustig, pointiert, skurril, böse. Ein echter Mahler eben. Und das Lesebändchen, ein Gedicht!