#Anthologie

Kleines Brevier des Symbols

Ewald Kontschieder

// Rezension von Sigurd Paul Scheichl / Monika Kollmann

Piccolo dizionario del simbolo.

Da in Südtirol die literarischen Zeitschriften nicht überlebt haben, greift man wieder auf das Medium der Anthologien zurück (zu dessen Problematik im heutigen Südtirol vgl. Bernardi – erfreulicherweise mit Texten in allen drei Sprachen des Landes (21 deutsche, 15 italienische, 2 ladinische).

Damit ist alles Erfreuliche über diesen Band gesagt. Die fünf Herausgeber haben nach Aussage des Vorworts „im Sinne einer großen Bandbreite“ alle eingesandten Beiträge veröffentlicht. Warum dann eigentlich Herausgeber?

Die „große Bandbreite“ weist der Band tatsächlich auf – mehr zwischen schlecht und schlecht als zwischen gut und schlecht: zwischen Leitartikel (Josef Torggler), theologischem Traktat (Paolo Renner), persönlicher Erinnerung, Erzählung, Gedicht und gattungsmäßig undefinierbaren Texten. Solches offenbar ahnend, haben die meisten bekannten deutschsprachigen Autorinnen und Autoren aus Südtirol keinen Beitrag zur Verfügung gestellt …

Warum eigentlich Herausgeber – wenn sie nicht nur nicht werten, sondern sich nicht einmal die Mühe minimaler biobibliografischer Angaben machen? (Die hätten vielleicht den Eindruck bestätigt, dass da in vielen Fällen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten am Werk gewesen sind.)
So kann man, auch mit einem potentiell attraktiven Thema, keine Anthologie machen. Weitere Bände dieses „Breviers“ sind so überflüssig wie dieser erste.

Zum Schluss doch noch Erfreuliches, die Nennung einiger weniger guter Beiträge (wobei ich für diese Besprechung die nicht-deutschsprachigen vernachlässigt habe): das Gedicht „Oder Rauchfahnen“ von Sepp Mall, der immerhin witzige Gelegenheitstext von Herbert Rosendorfer, Giancarlo Marianis spielerische Reihung von Fahnen-Fetzen, wenige andere.

Ewald Kontschieder Kleines Brevier des Symbols
Anthologie.
Mantua: Corraini, 2000.
126 S.; brosch.
ISBN 88-87942-05-6.

Rezension vom 13.02.2001

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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