Eine Stelle wie auf Seite 83 verdeutlicht das dem Protagonisten innewohnende Verhängnis: „Als sie sich entfernte, dachte er sofort: Nun wieder alle Konzentration auf meinen Kummer! Ganz ängstlich überlegte er, dass er seinem Schmerz auf keinen Fall erlauben durfte, unscheinbar zu werden. Im Gegenteil, er musste ihn überwältigend werden lassen!“ Hans Reiter vergewissert sich an mancher Stelle seines Pathos und sichert sich damit Leiden schaffendes Wahrnehmen. Wie erwähnt, der Enkel von Stanislaus Demba.
Natürlich ist das Vergleichen von Texten ein Ärgernis, und es soll damit nicht vergleichend geurteilt, sondern vielmehr deskriptiv festgestellt werden. Der Anlass von Reiters Aufregung liegt im Verschwinden seines Sohnes Marlon. Ein Verschwinden, das erst auf der letzten Seite seine – durchaus versöhnliche – Aufklärung findet. Dieses für Hans Reiter unerklärliche und in der Folge nicht zu erklärende Verschwinden treibt ihn in ein ziemliches Schlamassel. Erst will er dem Lehrer von Marlon, Pölzlbauer, nur mündlich von den ballestrischen Qualitäten seines Sohnes überzeugen. Denn der Lehrer will sich erdreisten, dem designierten Ballgenie nur ein „Gut“ in Turnen zu geben. Dann – recht verwirrt und aufgewühlt durch die Begegnung mit einer Frau – entführt er planlos den Pädagogen und sperrt ihn in seiner Speisekammer ein. Dazwischen erfahren die Lesenden des Buchs einiges über die Kindheit von Marlon in Form eines telegrammartigen Tagebuchs, das vor allem dazu dient, die Neigung zum Fußball zu dokumentieren.
Stakkatoartig schildert Bernhard Seiter das Innenleben seines Helden, der seinem Tun hilflos hinterher reflektiert und zwischen dem Anspruch, ein fabelhafter und ein gelassener Vater zu sein, kläglich zu scheitern droht. Manch witzige Passage unterhält. Der Stil dieses Textes ist jedoch unauffällig und wenig überraschend. Die kurzen Sätze treiben die Handlung gut voran. Eine Handlung, die allerdings – diesen Vorwurf muss sich das Buch ebenso Gefallen lassen – recht dünn geraten ist. Viel eher entsprechen Form und Inhalt dem Charakter einer Erzählung oder short story im amerikanischen Verständnis. Die Konflikte zwischen den Personen sind letztendlich zu eindimensional gestaltet.