Wobei der längste Beitrag mit dem Titel „worte“ durchaus eine Erzählung in Episoden genannt werden kann. Eine ältere Frau, die sich gegen die Spielregeln ihrer/der Gesellschaft verhält und ein Verhältnis mit einem jungen Migranten eingeht, der ihr Leben beglückt. „sie fühlt sich plötzlich unbeschwert“, heißt es, während sie eben noch in den Mühlen eines typisch weiblichen Alltags gefangen war. Und plötzlich ist sie in einer anderen Mühle, die ihr unbarmherzig Fragen aufdrängt, nach dem Betrug an ihrem Mann, der Richtigkeit ihres Handelns oder ihr Recht auf ein bisschen Glück. „zu wenig worte gibt´s und nur die falschen“, lässt Langthaler die Hauptperson sinnieren. Ihr Migrant wird irgendwann gefasst und abgeschoben. In der mit vier Seiten kürzesten Episode ist es ein tagelanges „hundewetter“, das Wahrnehmungen verschiebt und ein „ich“ den wiederkehrenden Satz denken lässt: „oder ist alles nur geträumt?“. In „die reise“ begegnen wir dem Katzenjammer einer Renate, die auf der Bahnfahrt zu ihrem ersten Job ihr sechzehnjähriges Leben mit all den zerplatzten Träumen Revue passieren lässt. In „der sog“ ist es das rätselhafte Verhalten einer Dorfgemeinschaft, das Johanna irritiert, sowie das Verschwinden ihres Manns Peter, auch dies möglicherweise nur ein Traum. Und schließlich ist es das Hereinbrechen der Geschichte und die Frage nach Opfer und Schuld im Zweiten Weltkrieg, die in „der an ruf“ die Hauptperson emotional erschüttern. Alle fünf Texte sind knapp, sparsam und in durchgehender Kleinschreibung verfasst. Auffallend ist die rhythmisierte Sprache Langthalers, die beim Lesen einen eigenartigen Sog entfaltet und zum Teil an Prosagedichte erinnert. Ein kurzes pralles Buch, das nicht alles enthüllt, sondern genug Leerstellen und somit Raum für eigene Fantasien lässt.