Sophie nimmt einen Job als Lektorin in Nizza an. Ihren Freund Elias lässt sie in Wien zurück. Zunächst für ein Jahr. Für eine absehbare Zeit macht sie das Urlaubsgefühl zum Alltag. Erfüllt sich einen Traum. Nimmt Risiken in Kauf. Mit der Entscheidung für Selbständigkeit, Karriere und Abenteuer begibt sie sich in „getrennte Welten“. Die Arbeit in Nizza. Die Liebe in Wien. Und die Liebe kommt nur auf Besuch. Doch dann genießt sie wieder die „wunderbare Harmonie“ der gemeinsamen Zeit mit Elias.
Das neue Leben in Nizza ist für Sophie zugleich eine Reise ins Erwachsenwerden. In die Freude über die Unabhängigkeit, über das Neue mischen sich immer wieder Zweifel. Mediterrane Lebenslust kämpft gegen verkopften Beziehungskram. Und immer wieder schleicht sich das Gefühl der Einsamkeit ein. Alleinsein mit sich selbst. Also stürzt sich Sophie in die Arbeit und sucht sich dort Bestätigung.
Doch auch dabei hat sie immer wieder das Gefühl nicht weiter zu kommen. „Das Gefühl, auf der Stelle zu treten.“ Oft hat Sophie „das Gefühl, ein Leben zu führen, das sie gar nicht führen wollte.“ Und gleichzeitig ist Nizza ein Sinnbild für die Erfüllung der Wünsche. „Als sie in Nizza ankam, hatte sie das Gefühl, wieder am richtigen Ort zu sein.“ Hier kann Sophie sie selbst sein. Leben, Atmen. „Das Gefühl, endlich das zu bekommen, was sie immer gewollt hatte.“ Denn „irgendwie ging es ihr doch gut hier. Wenn sie es sich gut gehen ließ. Aber da war halt dieser Druck auf ihren Schultern. Zeitdruck. Arbeitsdruck. Ein Gefühl von falschem Ort und falscher Zeit.“
Sensibel, feinfühlig und mit viel Gefühl für die Sprache beschreibt Streitler zwiespältige Gefühle. Filmszenenartig erzählen die 63 kurzen Kapitel von der Sehnsucht nach der Heimat und der Liebe, von den Zweifeln, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, und auch immer wieder von der Einsamkeit.
Das Pendeln zwischen altem Leben und neuer Heimat. Ein Leben zwischen Liebe und Beruf. Zwischen Selbstaufgabe und Selbständigkeit. Auf der Suche nach all dem, was das Leben ausmacht. Auf der Suche nach sich selbst. Ohne „alle Gefühlsregungen geschickt mit Büchern, Filmen und Musik“ zu überdecken.
Getrennte Welten ist eine feine und kurzweilige Lektüre über das Leben, über den Mut, Neues zu wagen, Entscheidungen zu treffen und ihre Konsequenzen zu tragen und letztlich über die Suche nach sich selbst.