Da sind Heinz und Karla, die sich gegenseitig Novak nennen, Elisabeth, die teilweise als Ich-Erzählerin fungiert, und Peter, dessen Eltern und Schwester Magda. Sie alle sind Stammkundschaft im Cafe Maria, das auch von Herrn Fleck, einem einsamen alten Mann, und der sogenannten Professorin besucht wird. Die beiden Paare leben in gegenüberliegenden Häusern, verbringen viel Zeit miteinander und können einander gegenseitig in die Wohnungen schauen. Hier wohnt auch Frau Richter, die von allen Bewohnern alles zu wissen meint.
Die Männer wechseln im Laufe der Erzählung den Beruf. Der Versicherungsvertreter Heinz macht eine Ausbildung zum Energetiker, bekommt aber einen Job bei der Ordnungswache. Der für das Wetter zuständige Journalist einer Tageszeitung, Peter König, heuert bei einer Gratiszeitung an, wo er auch die Lokalpolitik kommentiert. Die Frauen arbeiten in Bürojobs, im Cafe, sind in Pension. Die „Professorin“ genannte Sherry-Trinkerin im Cafe Maria zitiert Studien zu sozialen und psychologischen Themen, spricht mit niemanden, hört sich selbst gerne reden. Insgesamt haben wir es mit einem Personal zu tun, das wenig Aufregung verspricht. Warum darüber einen Roman schreiben?
Romane haben ja zumeist irgendwie mit Liebe zu tun. So auch dieser. Freilich steht, wie in der von der Erzählerin als Parabel verstandenen Geschichte vom Schwan, der sich in ein Boot verliebt, im Mittelpunkt der Irrtum. Liebe unter falschen Voraussetzungen also. Das soll nicht selten vorkommen, ist aber traurig. Anna Weidenholzers Buch zeigt das auf ironisch witzige Art, die verschiedene Verfahrensweisen kennt und immer gut lesbar ist.
Etliche Abschnitte im Buch beginnen mit der Überlegung „WAS DIESES ZUHAUSE IST:“ – „ES IST EIN RAUM VOLLER SÄTZE, DIE NICHT GEFALLEN SIND, UND ES SIND DREI BILDER, AUF DEM EINEN EINE EULE, AUF DEN ANDEREN WIR BEIDE.“, heißt es anfangs. Und am Ende: „ES IST DIE SUCHE NACH SPUREN, DIE FRAGE, WANN WIR VOM WEG ABGEKOMMEN SIND.“ In den beiden Wohnungen, im Cafe Maria, am Arbeitsplatz – überall Enge, Missverständnis, Geistlosigkeit. Und die, die es andeutungsweise durchschauen, schweigen oder reden wie die Professorin über die Köpfe hinweg.
Der Roman enthält humoristische Schilderungen einer Bergwanderung oder einer Geburtstagsfeier unter Versicherungsvertretern, die in ihrer Absurdität die Bestimmungslosigkeit der Menschen erkennen lassen. Viele Abschnitte im Buch sind mit einer Zeitangabe, etwa „4:02“, überschrieben. Es wird letztlich berichtet von Geschehnissen, die die Ich-Erzählerin nicht schlafen lassen. Das Albtraumhafte ist aber dezent dargestellt. Es dürfte ruhig etwas mehr weh tun.
Anna Weidenholzer erzählt von der kleinen Welt, der Welt der kleinen Leute. Doch sie landet dabei nicht im Biedermeier oder in einer Idealisierung dieser Welt. Ihr Blick macht die vielen Wiedersprüche, die verpassten Chancen, die falschen Entscheidungen deutlich. Wir haben es hier mit einem Zeitroman zu tun, der nachdenklich macht und aufzeigt, wie schnell alles, was als sicher gilt, sich verändern kann.