Die hehre, hohe Literatur ist Wankos Sache nicht, er ist der Mann für das Grobe, für das Derbe, für den Trash und den Humor. Er selbst bezeichnet seine Bücher sehr selbstbewusst als Boulevardliteratur. Das ist durchaus keine Abwertung, auch „niedrige“ Literatur will gut geschrieben sein, wenn sie Leser finden will – und Wanko ist zweifellos der beste in seinem Fach. Berührungsängste oder übertriebenes Schamgefühl kennt Wanko nicht. Die Hauptfiguren seiner beiden Texte sind bekannte Sportpersönlichkeiten (wenn auch Niki Lauda nur indirekt auftritt, auftreten kann, da er ja tot ist!), wohl nicht überraschend kriegen sie von Wanko ihr Fett ab.
Im ersten Text lässt Wanko den österreichischen Fußball-Nationaltrainer Josef „Pepi“ Hickersberger, den Mann mit dem traurigen, alles andere als erfolgversprechenden Dackelblick, bei einer Partie Golf in der Wüste vor sich hin philosophieren. Über Erfolg und Niederlagen, über Österreich und die Welt, über Fußball und Golf. Wanko, dem passionierten GAK-Fan, fällt es nicht schwer, sich in Hickes Gedankenwelt hineinzuversetzen. „Natürlich, hin und wieder macht man auf, schaut man in sich hinein, und dann weiß man wieder alles … 62. Minute … 1:0 Torkil Nielsen … im Tor: Jens Martin Knudsen … 1230 Zuschauer … Idrottsparken Landskrona … 12. September 1990 … der Moment, wo alles zusammenbricht, was man sich aufgebaut hat…“ Gemeint ist die peinlichste Niederlage in Österreichs Fußballgeschichte, nämlich das 0:1 im Länderspiel gegen die Färöer-Inseln. Da die momentane Form der österreichischen Nationalmannschaft vor der Europameisterschaft im eigenen Lande nicht die beste ist, bleibt nur zu hoffen auf „das eine oder das andere Tor … auch die anderen werden Fehler machen, nicht nur wir … und dann werden wir zuschlagen.“ Das klingt nicht recht optimistisch und mündet in der Einsicht: „Wir werden nicht Europameister.“
Im zweiten Text hört der Ich-Erzähler, der sich Wanko nennt, frühmorgens von Ö3-Wecker Robert Kratky die Nachricht: „Niki Lauda ist tot.“ Die Meldung lässt den Ich-Erzähler nicht los, sensationslüstern, aber auch von echter Trauer ergriffen, hockt er vor Fernseher und Radio und lauscht gebannt den neuesten News. Zusammen mit Tochter Clarissa, die er Starlight nennt, philosophiert Erzählervater Wanko über Laudas Nieren und spekuliert über dessen im Wiener AKH eingefrorene Stammzellen. Er ruft seinen (toten!) Freund Wolfi Bauer an, der „nicht so ein verklemmtes Verhältnis zum Sport hatte wie die anderen Kunstfuzzis“ und schwelgt mit ihm in Erinnerungen an Niki Nazionale. Die Zeit im Bild bringt Sondersendungen, Heinz Prüller weint live im Fernsehen, vor der Fly-Niki-Zentrale am Wiener Flughafen kommt es zu spontanen Kranzniederlegungen: ein Land im Ausnahmezustand.
Wanko zeigt in beiden Texten wirkliches kabarettistisches Talent: selten so gelacht! In beiden Texten regiert die Umgangssprache, wie aber Wanko mit ihr umgeht, zeugt ganz sicher nicht nur von literarischem Gespür sondern auch von Können. Beide Texte sagen sehr viel, indem sie scheinbar nichts sagen und erinnern damit an die oft als „Nonsens“ abgetane Literatur von Helmut Zenker. Beide Texte sind – auf ihre Art – gelungen.
Rezensenten lieben gewöhnlich ernste und ernsthafte Literatur. Lachen ist Privatsache. Leute, lasst euch nichts vormachen! Amüsiert euch mit Wanko!