Immer wieder beschreibt Struhar Sibylles Weg aus dem Verkehrsgewühl San Remos in das verlassen und morbid wirkende Dorf Bajardo mit seinen verfallenen Häusern und den vertrauten Menschen, die dort leben. Zu ihrem sozialen Leben gehören die Menschen aus dem Dorf und ein paar enge Freundinnen aus San Remo. Sie ist alleinstehend und selbstbestimmt, eine Frau, die keine Angst vor der Einsamkeit hat. Ihr Leben funktioniert gut, der Schmerz über den Verlust der Mutter und damit auch den Verlust eines verwandten deutschsprachigen Gegenübers scheint gut vernarbt zu sein, der Gang zum Friedhof zum Grab der Mutter in Bajardo hat sich zu einer lieben Gewohnheit entwickelt.
Sibylles Welt ordnet sich neu, als sie Pascal aus Monaco kennenlernt. Er trägt sie auf Händen, lädt sie zum Essen ein, kauft ihr schöne Kleider und lässt sich von ihr bekochen. Am liebsten würde er sie ganz nach Monaco holen, doch Sibylle hält an ihrem Leben fest, arbeitet weiterhin in San Remo in der Kleiderboutique und pendelt nun zwischen Bajardo, San Remo und Monaco. Sie könnte sich auf ein neues Leben einlassen, mit Pascal im reichen Monaco, in einer modernen Stadtwohnung, vielleicht eine eigene Familie gründen. Doch es zieht sie immer wieder zu jenen Wurzeln, die ihr vertraut sind und sie sucht nach der Ruhe in ihrem Haus in Bajardo, dem Pascal nichts abgewinnen kann. Schon bald wird aber deutlich, dass ihre Beziehung nicht funktionieren kann. Pascal reagiert beim Autofahren aggressiv, er trinkt und betrügt und schließlich kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, als Sibylle ihn zur Rede stellt. Für Sibylle wiederholt sich damit eine Geschichte, auch ihre Mutter scheint ein ähnliches Schicksal erlitten zu haben.
Darüber erzählt Struhar nur in Andeutungen. Überhaupt passiert vieles in diesem Roman zwischen den Zeilen, möglicherweise wollte der Autor auch mehr ausdrücken als ihm letztendlich gelungen ist. Lange Dialoge mit den Freundinnen und mit Pascal über Alltägliches und Belangloses oder auch das etwas überzogene Liebesgeplänkel lassen es nicht so recht zu, dass hier eine Geschichte erzählt wird. Die Konzentration auf die Außensicht, auf das Aussehen der Frauen oder aber auch auf die Beschreibungen der Landschaften, Städte und Straßen lassen oft die Innensicht der Romanfiguren zu kurz kommen. Zweifellos ist Struhar ein genauer Beobachter, Straßenszenen oder Landschaften weiß er mit seinem schriftstellerischen Auge genau und atmosphärisch einzufangen. Was aber aus seiner Protagonistin geworden ist oder werden hätte können, bleibt in Die vertrauten Sterne der Heimat etwas im Diffusen.