Regisseur und Drehbuchautor Andreas Gruber, der vor allem mit dem Film „Hasenjagd“ (1994) Schlagzeilen machte, sagt zu seiner neuen Arbeit: „Im Grunde ist es eine Übung in der Aufgabe, Abschied zu nehmen. Ich denke, daß Abschiednehmen und die Trauerarbeit im Leben oft zu kurz kommen.“
Ein wichtiger Erzählstrang in „Die Schuld der Liebe“ führt vor, wie sich erst durch den Blick zurück wieder neue Perspektiven nach vorne ergeben. Angedeutet, aber nicht bis zur letzten Konsequenz ausgespielt, wird das etwa durch eine Krise in der überaus harmonischen und deshalb auch müde gewordenen Beziehung von Monika Besse zu ihrem Lebenspartner.
Nebenbei spinnt Gruber aber noch weitere Fäden. Der Film beginnt als Kriminalgeschichte, die den Wim-Wenders-Schauspieler Rüdiger Vogler als Kommissar ins Spiel bringt und in eine Liebesgeschichte mit der Tochter des Verstorbenen steuern läßt. Dieser Handlungsstrang wird jedoch mehr in der Schwebe gehalten, als daß er ausgespielt würde. Hinzu kommt als weiteres Thema die Frage, ob der ums Leben gekommene Politiker wirklich so integer war, wie in der Öffentlichkeit behauptet wird. Auch dieser Ansatz führt zu keiner Enthüllungsgeschichte, sondern offenbart nur den Konflikt zwischen der öffentlichen und privaten Sphäre. Gruber, dessen Vater ebenfalls Politiker war, vermeidet konsequent den vorgezeichneten Genreweg in den Politthriller.
Es scheint vielmehr, als wolle Andreas Gruber möglichst nah an seinen Figuren bleiben. Weniger auf der geradlinigen Handlung liegt das Augenmerk, sondern auf den unzähligen flüchtigen Augenblicken, den Stimmungen: herbstliche Landschaftsbilder, die kleinen, traurigen Momente, die sich auf Gesichtern spiegeln, gegen Ende auch das Lachen auf Sandrine Bonnaires Gesicht. Doch nicht alle Figuren und schon gar nicht alle angerissenen Geschichten geben sich dezent genug, die Tristesse (untermalt von klassischer Musik) glaubwürdig zu erhalten. So manche Szenen geraten zu allzu vertrauten österreichischen Genrebildern, die ebenso in „Kommissar Rex“ zu Hause sein könnten: ein aufdringlicher Enthüllungsjournalist, die Wiener Originale beim Begräbnis, einige für den Film zu theatralische BurgschauspielerInnen, der unfreiwillig komische Auftritt eines Veloce-Fahrradboten.
Wie so oft im österreichischen Kino, ist es zuviel, was der Regisseur thematisch als auch formal bewältigen wollte. Es soll ein ernster Film sein, in dem, so der Regisseur, die beiden Stargäste angespornt wurden, gegen die Schwere des Themas anzuspielen. Es handelt sich um ein Mosaik aus vielen möglichen Geschichten, die manchmal aber einfach ins Leere und Langweilige, ins dramaturgisch Unausgefeilte laufen. So weit, daß man das Gefühl nicht los wird, Gruber hätte durch eine konzentriertere Fassung mehr von dem Potential, über das dieser Film zweifelsohne verfügt, vermitteln können.