Für den Titel des Bandes ausschlaggebend war nur das Erscheinungsdatum des Buches, denn die eher additive Reihung verzichtet weitgehend auf Herausarbeitung von Entwicklungslinien oder Einordnung in Entwicklungsprozesse. Die Einteilung des Bandes zerfällt in zwei nicht gleich gewichtete Teile. Das sehr schmale, knapp 40 Seiten umfassende Kapitel „Sprache“ ist der „konkreten“ und „experimentellen“ Dichtung gewidmet und zeigt, daß diese Art von Literatur dem Autor weniger zugänglich ist. Der große Hauptteil ist mit „Welt“ übertitelt. Die Untergliederung bedient sich gattungsspezifischer Begriffe (poetologische, wie „Lyrik“, „Haiku“, „Kabarett“ und funktionale, wie „Historischer Roman“), geographischer („Wien“), mentalitätsgeschichtlicher („Selbstfindung“, „Altersweisheit“) und zeithistorischer („Exil“, „NS“). Daß diese Strukturierung nicht immer ganz nachvollziehbar ist, tut der Benutzbarkeit des Bandes als Nachschlagewerk keinen Abbruch. Ein umfängliches Namenregister mit an die tausend Nennungen erschließt die dichte Informationsfülle. Das zweite, im Klappentext angekündigte Register – vermutlich der Werktitel – ist im Band allerdings nicht zu finden. Vielleicht hätte dieses fehlende Werktitelregister auch die Verlagsnamen beinhaltet, denn im Fließtext beschränken sich die editorischen Angaben auf das Erscheinungsjahr.
Daß sich bei einem Mammutprojekt dieser Dimension Fehler einschleichen müssen, ist unvermeidbar. Wenn der Eintrag zu Christoph Ransmayr – er firmiert im Kapitel „Erzähler“ – mit „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ beginnt und mit ?“Die dritte Luft“ endet und dazwischen nichts fehlt außer „Die letzte Welt“, dann läßt das eher an einen im allerletzten Korrekturdurchgang in den Tiefen des Satzcomputers verschwundenen Absatz denken, denn an ein wirkliches Vergessen. Etwas störender ist vielleicht das nicht allzu sorgfältige Lektorat, das grammatikalische Stolpersteine und holprigere Formulierungen stehen ließ. Von literarhistorischen Wertungen hält sich der Autor weitgehend frei, seine persönlichen Vorlieben schimmern aber immer wieder durch. Formulierungen wie „Rosemarie Schulak ist eine bedeutende Lyrikerin“ (S. 54) oder: „‚Sherlock Holmes und das Geheimnis der Sachertorte‘ (1988) von Gerhard Tötschinger ist ein hochgradiger genußvoller Krimi“ (S. 131) überschreiten die Grenzen nüchterner Präsentation. Auf journalistische Schnellsager und Pointen, die allenfalls in tagesaktuellen Rezensionen einen Ort haben sollten – schließlich führen Kulturseiten einen harten Kampf um das Leserinteresse -, verzichtet der Autor allerdings völlig. Insgesamt hätten die lexikalisch gehaltenen Einträge zu den einzelnen Autoren und Werken mit kurzen Inhaltsangaben, Zusatzinformationen und Textzitaten ihre adäquateste Päsentationsform vielleicht wirklich in der Form eines Lexikons gefunden.