#Roman

Die falsche Frau

Katrin Mackowski

// Rezension von Daniela Völker

Wie schwer es ist, einen passenden Titel für einen Kriminalroman zu finden, zeigt wohl Katrin Mackowskis Die falsche Frau: eine Mischung aus Mankells „falscher Fährte und „fünfter Frau, wie es zumindest den Anschein hat. Dennoch unterscheidet sich dieser Kriminalroman von seinen Namensverwandten sehr deutlich:
Ort des Geschehens ist nämlich nicht Schweden, sondern das heutige Wien – ein Wien, in dem trotz aller Schönheit der Stadt auch grausame Morde geschehen:
Zwei junge Damen werden ermordet an alten ehrwürdigen Plätzen aufgefunden: Die eine im Wiener Volksgarten, die andere Tage später im Belvedere. Und beide hatten mit einem gewissen François Satek zu tun, als Prostituierte und als Freundin. Kein Wunder, dass Satek schnell des Mordes an den beiden Frauen verdächtigt wird, hatte er sich doch zudem vor dem Mord mit seiner Freundin gestritten.

Doch glücklicherweise wird dieser Fall nicht von einem Kriminalbeamten in die Hand genommen, sondern von einem ganzen Team von Ermittlern, die alle den Mörder finden wollen. Da ist zum einen die Psychoanalytikerin Dr. Sarah Rosen, die unverhofft in diesen Fall hineingezogen wird, sich von François Satek mehr als körperlich angezogen fühlt und nicht an das Verbrecherische in ihm glaubt. Zum anderen gibt es die ehrgeizige Journalistin Vera, die über den Fall berichtet und so auch das Interesse an einer baldigen Aufklärung hat. Auch sie zeigt sich sehr angetan von François, der nicht nur unter Mordverdacht steht, sondern auch in andere dubiose Geschäfte verwickelt ist. Seit seiner Rückkehr aus dem Kosovo hält sich François mit verschiedensten nicht sehr legalen Geschäften über Wasser: Geschäfte, die sein langjähriger Legionärsfreund und Partner Katzan an Land gezogen hat. Beide verbindet eine vielschichtige langjährige Männerfreundschaft, man vertraut einander, wie es scheint und kommt trotz schwelender Konflikte nicht voneinander los: „Immer schon waren sie wie zwei wilde, ineinander verbissene Hunde, die sich abwechselnd mit dem Arsch ins Gesicht sprangen und bald danach auf dem Rücken liegend, alle Viere von sich gestreckt, auf das Schwanzwedeln des anderen warteten. Auf einen nasskalten Zungenschlag, der wieder Frieden stiftete. Dann ging die Rauferei wieder von vorn los. Aber das hier war keine Rauferei. Das war mehr, wie François erkennen muss, als er sich nach einem Drogendeal im Gefängnis wiederfindet und vom Freund keine Spur zu finden bzw. keine Hilfe zu erwarten ist. Als er nach wiedergewonnener Freiheit, die er den beiden engagierten Verehrerinnen zu verdanken hat, sich auf die Suche nach Katzan macht, muss er einsehen, dass der Freund ihn die ganze Zeit über betrogen hat … und macht sich als ermittelnder Laie daran, den Fall selbst zu lösen – neben den beiden Frauen, der Polizei und allen anderen, die noch daran interessiert sind.

Was diesen Kriminalroman ausmacht, sind die Beziehungen und Emotionen, die die einzelnen Personen verbinden: Ob Psychoanalytiker, Patient, Prostituierte, Drogendealer, Beamter, Freundin, Journalistin … alle haben einen gemeinsamen Nenner und stehen privat oder beruflich miteinander in Beziehung. Das ist oft verwirrend, aber auch sehr spannend. Aus verschiedenen Perspektiven erfährt der Leser die einzelnen Verwicklungen und den Stand der Ermittlungen.

Die falsche Frau ist zudem ein sehr sinnlicher Roman, Gerüche spielen hier eine große Rolle: Nicht zuletzt durch das amerikanische Parfum „Viktoria’s secret“ lässt sich der Fall abschließend lösen. Aber auch zwischen den Personen prickelt es gewaltig: Die (sexuelle) Spannung zwischen Sarah Rosen und François steigert sich im Laufe der Handlung, driftet jedoch niemals in Kitschige oder Gewöhnliche ab.

Als typischen Wiener Krimi würde man diesen Roman trotz seiner Schauplätze eher nicht bezeichnen, vom Wiener Charme oder vom Wiener Dialekt ist kaum etwas zu spüren – die Handlung hätte demnach auch in jeder anderen Großstadt spielen können. Dennoch ist Katrin Mackowski ein raffinierter und spannender Kriminalroman gelungen, der sich gerade durch seine vielschichtige Ermittlerstruktur von anderen Krimis positiv absetzt. Nur am wenig originellen Titel ließe sich durchaus ein wenig feilen …

Katrin Mackoswki Die falsche Frau
Kriminalroman.
München: Kunstmann, 2005.
315 S.; brosch.
ISBN 3-88897-395-3.

Rezension vom 04.07.2005

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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