Der Archäologe Dr. Thiel existiert. Ohne Ziel und Antrieb. Seine Glanzzeiten als Forscher sind vergangen und im Privatleben scheint es kaum welche gegeben zu haben. Zurückgezogen lebt er in einer Untergeschosswohnung, „wo man Haus an Haus mit dem echten Leben, der echten Welt, doch ewig davon abgetrennt, zu Tausendst übereinander und nebeneinander gereiht lebte“. Dann trifft er sie: Persephone. Eine Studentin, die Thiel nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihre wissenschaftliche Arbeit begeistert. Mit ihrer Seminararbeit Die Bewässerung der Wüste kommt Leben in Thiels Kopf. Aber und vor allem auch in sein Herz: „Sie nickte, die Augen aufmerksam geöffnet, nie gelangweilt, lachte, staunte, kommentierte, aber unterbrach ihn nie. Hin und wieder tat sie ihre Meinung kund, drängte sich aber nicht auf. Sie bewunderte den Archäologen, wollte alles hören, was er wusste, und er gab es dankbar preis.“ Soviel zu den Erinnerungen Persephones.
Denn nun steht Thiel vor dem Bett der verletzten Persephone. Ob es ihr gut gehe, oder, ob sie verletzt sei – solche Fragen interessieren ihn nicht: „‚Sie ist brillant. Deine Arbeit. Unglaublich.‘ Persephone starrte Thiel vom Fenster aus verständnislos an. ‚Du bist da, glaube ich, auf etwas gestoßen. Ich meine, es braucht bestimmt noch einiges an Recherche, ich habe schon ein wenig weiter nachgeforscht, aber dein Ansatz hat mich um Jahre nach vorne gebracht.‘ Sie wusste nicht, wovon er sprach, und fragte nicht.“ Das soll sich allerdings bald ändern. Denn mit ihrer Arbeit startet ein Rennen zwischen den Liebenden. Was erwartet sie im Ziel? Anerkennung. Anerkennung für ihr Fach, ihre Forschung, und ja, auch für ihr Leben. Kaum geht es Persephone besser, machen sich die beiden auf den Weg zu einer Fördergeber-Konferenz und scheitern bei der Jury. Der Grund? Nicht das Forschungsvorhaben. Eher die Antragsstellerin und der Antragssteller. Denn im Komitee sitzt auch Persephones Mutter, die neue Landwirtschaftsministerin. Und die hat nicht nur etwas gegen die Forschung ihrer Tochter, sondern auch gegen Thiel. Was folgt ist ein Streit, besser, viele Streitereien zwischen Persephone und Thiel. Schließlich die Trennung: „Persephone hatte die Universität verlassen, mitten im Semester abgebrochen, und er hatte seit ihrem Gespräch mit ihrer Mutter nichts mehr von ihr gehört, den ganzen Sommer nicht.“ Alles vorbei? Nicht ganz.
Nach einigen Irrungen und Verwirrungen finden die beiden wieder zusammen. Als Paar, aber auch als Forscher stolpern sie nach vorne. Land in der Oasenstadt Massoud. Dort angekommen, geht es ans Ausgraben. Doch was sie in diesen Tagen finden, ist weit mehr als Artefakte. Es sind sie selbst. Ihre Leidenschaft, ihre Träume und ihre Ängste.
Der österreichische Autor Peter Marius Huemer zeichnet in seinem Debütroman das Psychogramm eines Mannes, der zwischen all den neuen Theorieansätzen und Sensationsfunden sich selbst als die Entdeckung schlechthin ansieht: „In einer Welt, in der die Menschen einem anderen zujubelten, gab es nichts für ihn zu tun.“ Kann Liebe stärker sein als der Drang nach Anerkennung? Kann die Erzfeindin auch die Liebe des Lebens sein? Und wer entscheidet eigentlich, was wichtig ist in dieser Welt? Die Menschen, die Geschichte, irgendwelche Fachgruppen oder man selbst? All diese Fragen wirft der Roman auf und brennt sie ins Gedächtnis der LeserInnen ein.