#Prosa

Das Leben ist schön und andere Märchen

Elisabeth Escher

// Rezension von Janko Ferk

Grundsätzlich muss ich Elisabeth Escher Recht geben: Das Leben ist schön, zweifellos, und im Übrigen werden zu wenig Märchen geschrieben, weshalb ihr Buch mit besonderem Interesse aufgenommen werden sollte. Eschers Märchen schaffen es nämlich mit Phantasie und Sprache, das Glück, das in den kleinen Dingen wohnt, zu wecken, obwohl der zweite Teil des Titels, „und andere Märchen“, nämlich vom schönen Leben, ebenso aufgedeckt wird.

In ihrem neuen Erzählungsband sammelt die Salzburger Professorin und Schriftstellerin zwölf Märchen, die von der jungen Künstlerin Luka Leben mit überrealen und feinstrichigen Zeichnungen harmonierend illustriert werden. Leben hat zu jeder Geschichte eine Schwarz-weiß-Zeichnung gestellt, die imstand ist, die Phantasie des Lesers und der Leserin weit über den Text hinaus anzuregen.
Vorweggenommen sei, dass Elisabeth Escher, erprobte Autorin und Christine-Busta-Preisträgerin, in jedem Märchen zu einem Erzählrhythmus und zur passenden oder vielmehr meisterlichen Sprache findet – und etwas Besseres kann man über eine Autorin wahrscheinlich nicht sagen.

Mit dem geläufigen „Es war einmal“ leitet die Autorin nur zwei Märchen ein, das erste und ein weiteres, was auch darauf hinweist, dass die Geschichten im Hier und Heute geschrieben, aber der Erzählklassik in diesem Genre verschrieben sind. Die Ereignisse, Erlebnisse und Geschehnisse sind phantasievoll und dennoch auf ihre eigene Art schlüssig. Elisabeth Escher beschreibt, beispielsweise, wie ein Unglücksrabe zum Glückspilz wird oder setzt uns in der Geschichte mit dem märchenhaften Titel Als die Zeit einmal stehen blieb besonders gelungen auseinander, ob ein Wichtling die Zeit anhalten kann.
Die Leserin und der Leser, ob jung, jung geblieben oder ein bisschen älter, werden gespannt verfolgen, ob Leopez und Eichhorn den Aufstieg auf den steilen Himbeerkogel schaffen werden. Interessant ist die Frage, ob Kater Bernstein in seiner neuen Heimat „doch noch“ Freunde finden wird. Der geübte Märchenfan kann sich die Lösung beziehungsweise das Happy oder Unhappy End gewiss vorstellen.
Das Märchen vom ewigen Leben erzählt die denkrichtige und einleuchtende Geschichte vom Tod, dem „die Luft weggeblieben“ ist und der auf einem Baum einnickte. Dort „sitzt er heute noch“. Nicht übersehen sollte man auch Die Wolke mit der Brille.

Elisabeth Escher teilt uns in ihren gekonnten Märchen viel mit, so auch, dass der beste Wegweiser zum Ziel ein offenes Herz ist, weil es Schweres leicht und Träume wahr macht. Die Geschichten haben keine Schwere, sondern gehen sozusagen leichtfüßig dahin, was von der ersten bis zur letzten Seite zum Träumen und Weiterphantasieren anregen kann, wenn man seine Sinne bereitwillig öffnet.

Zum Buch sei noch gesagt, dass die Salzburger Edition Tandem den Märchenband sehr ansprechend und geschmackvoll gestaltet hat, was bei den heutigen verlegerischen Zeitläuften, das heißt: dem unbedingten (und erbarmungslosen) Spargebot beim Büchermachen, beileibe keine Selbstverständlichkeit ist. Der Band ist ästhetisch ansprechend und weist handwerkliche Qualität auf. Autorin und Illustratorin verdienen es sich.

Elisabeth Escher Das Leben ist schön und andere Märchen
Märchen.
Salzburg, Wien: Edition Tandem, 2013.
92 S.; geb.
ISBN 978-3-902932-07-5.

Rezension vom 01.03.2014

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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