Die österreichische Presse greift die Sache genüsslich auf. Die Kulturseiten biegen sich vor Lachen, und sogar der sonst so schweigsame Bundeskanzler meldet sich zu Wort und spricht von „Schundzeichnungen“. Eine Causa ist geboren.
Gerhard Haderer hat eine spitze Feder, das ist den Lesern von „profil“ und „Stern“ bekannt, wo der Zeichner regelmäßig Karikaturen veröffentlicht. Es war damit zu rechnen, dass er mit seinem neuen Buch, das die katholische Kirche aufs Korn nimmt, kein Halleluja anstimmt. Doch über die Kirche lacht man hierzulande immer noch nicht ungestraft. Oder wenn schon ungestraft, dann wenigstens nicht unkommentiert.
In Das Leben des Jesus porträtiert Haderer den Heiland im wahrsten Sinn des Wortes als liebenswürdig weggetretenen Träumer, der seine göttlichen Inspirationen über die Nebelschwaden des Weihrauchkessels inhaliert, den er wie der Haschischjunkie sein Chillum ständig bei sich hat. Er ist permanent und wunderbar high. Gerhard Haderer untermauert seine zugegebenermaßen etwas brustschwache Vision damit, dass im Weihrauch derselbe rauscherzeugende Wirkstoff THC wie im Haschisch vorkommt. Die neutestamentarischen Wunder, die der benebelte Gottessohn bei Gerhard Haderer vollbringt, sind jedenfalls nicht ganz so wunderbar wie in den Schriften der Evangelisten. Jesus stolpert traumwandlerisch in sie hinein und – hier kommt der wahre Religionsfrevel, seine Jünger, sprich die katholischen Kirchengründer, machen von Anfang an viel Aufhebens davon, um sich schon frühzeitlich die Pfründe zu sichern. Sie mästen sich wie fette Aasgeier am selig berauschten Gotteskind.
Natürlich war die Kirche immer wieder gut für medienwirksame Erregung. Martin Scorseses schwülstiger Film „Die letzte Versuchung Christi“ führte in den achtziger Jahren zu erregten Demonstrationen und Gegendemonstrationen, wie auch der herrlich aberwitzige Monty Pythons Film „Das Leben des Brian“ in den Siebzigern. Warum aber in Gottes Namen Gerhard Haderers Büchlein für derartige Aufregung unter den Kirchenfürsten sorgt, ist schlicht unverständlich. Es ist treffend gezeichnet, keine Frage, die Idee dahinter gelegentlich zum Schmunzeln, aber mehr schon nicht. Eine satirisch augenzwinkernde Fußnote zur Kirchengeschichte, aber sicher keine Blasphemie, die, wie sich Kardinal Schönborn verstieg zu behaupten, „Fundamente der Demokratie“ unterminierend.
Ewas Wunderbares hat die Sache jedenfalls. Für Gerhard Haderer nämlich. Sein Buch verkauft sich glänzend.