In 35 Prosatexten, von denen keiner länger als vier Seiten umfassen, zeigt Optional Alltagsszenen und verschrobene Utopien. Seine Helden sind Menschen, die man mal mag oder auch nicht. Bürokraten und Beamte, Supermodels und Sandkastenkinder treiben in den Geschichten ihr Unwesen. Aber auch Schwertfische oder Schmetterlinge treten in Erscheinung. Denn bei Optional dreht sich viel um das Tier, sei es als Seidenraupe, die den Menschen ob seiner Möglichkeiten beneidet, oder auch als Pferdeleberkäse, der zur Sucht wird. So wundert es kaum, dass auch das Wort „verkatert“ bei ihm eine andere Bedeutung bekommt, denn „Tiere, die einem beim Sex zuschauen, sind echt das Letzte.“ Tierisch ist auch so manche Zukunftsvision, bei denen Kakerlaken alle Erden-Zivilisationen überleben.
Eine andere, in vielen Details erschreckend reale Vision zeigt die Geschichte „3013“. Hier erinnern verpflichtende und selbstverständlich unbezahlte Überstunden, denn Hauptsache man hat überhaupt Arbeit, Quotenregelungen für menschliche Arbeitsbeteiligung, regelmäßige Medikamenteneinnahmen, die Pubertierende gerne verweigern, und das „Erfolgsmodell der Partnerfinder“ dann doch gespenstisch an die gegenwärtige Zustände.
An anderer Stelle entführt Optional in den Arbeitsalltag durch das Herausgreifen eines der wichtigen Dinge von Listenmenschen. „To-Do-Listen sind Hauptgrund für die menschliche Zivilisation“ und sie „machen das menschliche Dasein nicht nur einfacher, sondern auch schöner, weil sich gut Geplantes für gewöhnlich auch eher in Wohlgefallen auflöst.“
Aber auch „Klischees sind etwas tolles“. Ein Spiel mit Ängsten, die Optional bis zu feinfühlig komponierter Kritik an die Spitze treibt, wie bei einem Text über verhängnisvollen Kaffeekonsum. „Sind sie nicht süß, die Wiener? Mit ihrer importierten Kaffeehauskultur. Mit ihrem italienischen Wienerschnitzel. Mit ihren Mohrenköpfen auf Kaffeepackerln. Mit ihrer Angst vor fremder Kultur im eigenen Land. Mit ihrer Bescheidenheit, wenn sie das vierte Seidel bestellen, weil sie heute mal weniger trinken wollen. Oder ihrem Schmäh, wenn sie mal wieder Kaffee zur Entspannung saufen, in der 15-Minuten-Pause vom Hackeln. [/] Süß ist nur die Ironie.“
Oder wenn Optional an einem Kebap-Stand folgenden Dialog entstehen läßt: „Hallo Cheffe, dreimal Lammkebap ohne Schaf! [/] Der Kebapverkäufer lacht: [/] Lammkebap ohne Schaf wird schwer!“ Das Spiel mit der Sprache wird dann zur Frotzelei in bester Sketch-Manier.
Optionals Sprachgewandtheit und -Melodie zieht sich durch das ganze Buch bis hin zu den 17 lyrischen Texten im letzen Kapitel unter dem Titel „Wo Lyrik ein Fremdwort ist, bin ich Ausländer“.
Und wo so viel Poetisches ist, kann auch die Liebe nicht weit sein. Doch „[w]enn die Liebe einfach wär‘, würd‘ Amor keine Pfeile brauchen“. Irgendwie logisch, nicht? An anderer Stelle wird uns die Liebe lyrisch von metaphorisch über logisch, zynisch bis romantisch erklärt. „Ich habe nie verstanden, warum Liebe so kompliziert ist“, schreibt er einleitend dazu.
Optionals Texte machen durch feine Beobachtungsgabe, Sprachwitz und den tieferen Sinn ganz viel Lust auf mehr – und auch den Alltag etwas leichter.