Das Spannende an diesem Buch ist weniger, was Bittner über den Zustand des Literaturbetriebs mitteilt, sondern das Wie. Analysen über die schädlichen Langzeitauswirkungen der Verlagskonzentration und der radikalen Durchökonomisierung des Geschäftes mit dem Buch gibt es viele. Es ist vielfach beschrieben, wie fatal sich die Folgen von Linzenzhandel und Bestsellerunwesen auswirken, auf die Verlage selbst und auch auf die Bücher und Autoren, die gegen mediale Verflachung und Vereinnahmung nicht immer resistent sind. Was Bittners Buch leistet, ist ein kompakter Überblick aus der Perspektive eines Beteiligten, der nicht zur kurz- oder langfristig ersten Riege gehört. Mit ruhiger Rationalität legt er dar, mit welchen Bedingungen zu rechnen ist, und auch, wie Autoren darin ihre Position finden und verteidigen können und sollen. Wie aktuell jeder rationale Diskurs, der an kulturellen Phänomenen jenseits des Events festhält, findet die Debatte dort ihr Ende, wo junge Autoren auf die Frage nach ihren Zielen und Botschaften photogen lächelnd antworten: „Der Leser soll sagen: Ein schönes Buch“ (S. 90). Das ist eine bündige Zusammenfassung für vorauseilende Unterwerfung unter die sogenannten „Sachzwänge“ und Marktmechanismen und eine vollständig verlorene Konfliktbereitschaft, die einst autochtoner Bestandteil schriftstellerischen Selbstverständnisses war. Daß Bittner gegen diesen Trend anschreibt, macht aus seinem Buch eine Art Plädoyer für die Unabhängigkeit des Autors (auch vom Medienrummel), für den offenen Blick auf die Befindlichkeiten der Gesellschaft, in der der Schriftsteller lebt und schreibt, und damit letztlich für soziales und politisches Engagement.
Eingefügt sind dem Text auch eine Reihe praktischer Tipps zu Urheberrechtsfragen, Musterverträge und Adressen von Schriftstellerorganisationen. Ein eigener kleiner Abschnitt ist dem Thema Lesungen gewidmet, vor allem auch den Schullesungen, mit denen Bittner als Jugendbuchautor reiche Erfahrungen haben dürfte. Sehr lesenswert ist die Zusammenstellung mit kurzen Definitionen, was sich elf- bis vierzehnjährige Hauptschüler unter einem Schriftsteller vorstellen. „Ein Schriftsteller ist ein Mann, der sich hinsetzt und seine Phantasie in Bücher steckt“ (S. 40), oder: „Ein Schriftsteller ist ein gesunder Mensch, er ist genau so ein Mensch wie jeder andere“ (S. 39). Diese zwei Beispiele lassen einige Rückschlüsse auf die Art der vorangegangenen Unterrichtseinheit zum Thema Schriftsteller zu und stecken auch die Bandbreite ab, die das Image des Künstlers in unserer Gesellschaft umfaßt.
In den Text eingelassen sind eine Fülle von Zitaten zum Thema Literaturbetrieb, die als ergänzende Kommentare und auch als weiterführende Literaturtipps funktionieren. Dankenswerterweise hat der Verlag hier auch auf ein trendiges Magazin-Layout verzichtet, das mit poppigen Farben, Streifen, Kästchen und sonstigen Alarmzeichen dem Videoclip-gewohnten Auge „Abwechslung“ bieten soll. Daß Zitate im Text nur durch simple Einrückung kenntlich sind, erzeugt ein Druckbild, das gerade ob seiner Unaufgeregtheit heute angenehm ins Auge fällt.