„Es war doch nur eine Grippe. Es war nur Fieber. Daran stirbt ein junger Mensch nicht.“ Den Erzähler lässt das Leben ratlos zurück und er versucht durch die Erinnerungen an seinen Sohn sich ein Bild von ihm zu bewahren. Indem er sich an ihn erinnert, bleibt er noch eine Weile lebendig in ihm, wird der Erzähler selbst wieder fähig, sein Leben weiterzuleben. Er erinnert sich an die Mutter des Kindes, ihre große Liebe, die an den Umständen gescheitert ist, sie waren beide noch jung, noch in der Schule. Der Erzähler dann später nur ein Besuchsvater, bis er den Jungen zu sich in die Hauptstadt nimmt. Es ist nur wenig Zeit, die ihnen bleibt.
Es sind gerade die Befindlichkeitsbeschreibungen des Erzählers, die immer von Grautönen eines ihn umgebenden, kalten Winters handeln, die den seelischen Schmerz so eindrücklich erfahrbar machen. Der Vater versucht sich durch langsame, mit der Zeit ausgedehntere Wanderungen sein Leben wieder zu ergehen, bis es ihm schließlich gelingt, wieder an der Welt Anteil zu nehmen. Lapidar die Essenz dieser Trauerarbeit: „Das Chlorophyll gab nicht auf, das Leben wucherte.“
Dabei bleibt der Erzähler nicht ganz allein, Anna, die Mutter des gemeinsamen Sohnes, zieht bei ihm ein und hilft ihm, im Leben wieder Tritt zu fassen. Dabei erinnern sie sich natürlich auch der Anfänge ihrer Liebe, der verpassten Möglichkeiten, der Hoffnungen und Wünsche. Am Ende trennen sie sich als Freunde. Ebenso verhält es sich mit Julia, die mit Fabius, dem toten Sohn, ein Paar gewesen ist, ihre Jugend, ihre jugendliche Wärme, wenn man so will, geben dem Erzähler über das Maß hinaus Hoffnung.
Wolfgang Hermann ist ein berührendes Buch gelungen, das die großen Themen Tod, Trauer, Abschied, Hoffnung, Neuanfang und Sinn beeindruckend schlicht abhandelt, die ausladenden Metaphern über die Natur in ihren Facetten mögen dem tief erschütterten Innenleben des Protagonisten geschuldet sein, tief sind da die Emotionen, dunklen Gefühle und Sehnsüchte.