#Sachbuch

'99 Qualtinger

Helmut Qualtinger

// Rezension von Eva Reichmann

„Wenn ich z’Haus‘ komm‘ geh‘ ich immer zum Kalender, reiß a Blattl obe und denk mir, wieder ein Scheißtag vorbei.“
(Kalenderblatt 52, aus „Der Mann am Schlagzeug“)

Der Deuticke-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, den „ganzen Qualtinger“ (Werbeslogan für die Gesamtausgabe und andere Publikationen) zu veröffentlichen. Nun kommt der Kalender 99 Qualtinger dazu. 52mal Qualtinger zum „obereißn“, für jede Woche des Jahres ein Bild, meist im Format 24 mal 18 cm. Unter jedem Bild ist ein Zitat aus einem Qualtinger-Text, wobei der Schwerpunkt eindeutig bei „Der Herr Karl“ liegt.

Hinter der Auswahl der manchmal grünlich oder in Sepia getönten Schwarzweißbilder scheint kein System zu stecken, weder läßt sich eine Chronologie noch eine thematische Reihung feststellen. Ähnlich ist es mit den Texten, die sich nur zum Teil direkt auf das jeweilige Bild beziehen. Im großen und ganzen wirkt die Auswahl und Zusammenstellung sehr willkürlich. Als ob man Bildmaterial, das anderwärtig nicht verwendbar gewesen ist, nicht ganz verfallen lassen möchte.

Für Qualtinger-Fans ist der Kalender sicher eine willkommene Ergänzung zu den bisherigen Veröffentlichungen. Allerdings lassen sich die Bilder nicht zweckfrei weiterverwenden: in jedes Foto ist der Kalender (jeweils von Montag bis Sonntag, mit den Datumsangaben) direkt hineinmontiert, manchmal wuchert die Kalenderzeile durch den Herrn Karl durch.

Der private Qualtinger wird vernachlässigt, der Schwerpunkt der Bilder liegt bei Qualtinger in Ausübung seines Berufes, teilweise mit Kollegen. Lediglich je ein Bild zeigt ihn mit seinem Sohn, seiner Frau oder als kleinen Jungen.
Die Bildsammlung wird dem Phänomen Qualtinger leider nicht gerecht; obwohl es sicher eine Auswahl gegeben hätte, die uns mehr von Qualtinger hätte zeigen können.

Das Nachwort von Franz Schuh wiederholt einen Fehler, der in Österreich sehr häufig gemacht wird: da wird Qualtinger mal wieder auf den Herrn Karl reduziert – als ob er nichts anderes gemacht hätte (die beigefügte Biographie bietet darüber auf engem Raum eine gelungene Übersicht). Schuhs Nachwort ist eher eine Hommage an den Herrn Karl als an den vielfältigen Künstler Helmut Qualtinger.
Es wäre schön gewesen, hätte man bei der Zusammenstellung des Kalenders inhaltlich das vorangestellte Einleitungszitat von Hellmuth Karasek berücksichtigt. „Was Qualtinger unternimmt, ist die gewaltsame, zähneknirschende Ehrenrettung einer Metropole durch ihre andere Wirklichkeit. Der patriotische Kraftakt eines Wahrheitsfanatikers.“

Helmut Qualtinger ’99 Qualtinger
Kalender.
Wien, München: Deuticke, 1998.

Rezension vom 30.09.1998

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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