#Todesfall

Walter Kappacher (1938-2024)

Fr. 24.5.2024

Der österreichische Schriftsteller und Büchner-Preisträger Walter Kappacher ist im Alter von 85 Jahren in Salzburg gestorben.
Kappacher galt lange Zeit als literarischer Geheimtipp. Hoch geschätzt von Kritiker:innen und Autorenkollegen wie Peter Handke und Martin Walser, wurde er spätestens mit der Verleihung des Hermann-Lenz-Preises 2004 und des Georg-Büchner-Preises 2009 auch einem größeren Publikum bekannt.

Als „Autodidakt, Selbstlerner, Schweiger und Einsamkeitsexperte“ bezeichnete Paul Ingendaay den oft als still und zurückhaltend beschriebenen Walter Kappacher in seiner Büchnerpreis-Laudatio. Seien dessen Romanfiguren in den Siebzigerjahren melancholische Verweigerer gewesen, so hätten die späteren „die Flucht nach innen als Reise in eine unermeßlich große Welt“ angetreten.
„Wenn man die Schriftsteller in zwei Gruppen einteilen wollte, in solche, die ständig selbst auf Sendung sind, und solche, die lieber empfangen, würde Kappacher zu den wenigen gehören, die auf Empfang geschaltet haben. Das macht ihn zu einem der stillen Großen.“ (Iris Radisch)

Geboren 1938 in Salzburg, ließ er sich zunächst als Motorradmechaniker ausbilden, nahm Zeichen- und Schauspielunterricht und war u. a. als Reisebüro-Kaufmann in Salzburg und Berlin tätig. Mitte der 1960er Jahre schickt er Kurzgeschichten an Martin Walser, der diese an die Stuttgarter Zeitung weiterleitete, die in Folge viele Texte von  Kappacher veröffentlichte. 1975 erscheint sein Romandebüt Morgen im Salzburger Winter Verlag. Ab 1976 verfasste er zusammen mit dem Regisseur Peter Keglevic auch Drehbücher. Ab 1978 war Kappacher freiberuflicher Schriftsteller.

Es folgten 9 Romane – etwa Silberpfeile (2000) und Selina oder das andere Leben (2005) im Wiener Deuticke-Verlag –und fast ebenso viele Prosabände wie zuletzt Ich erinnere mich im Salzburger Verlag Müry Salzmann. In einem seiner bekanntesten Romane Der Fliegenpalast (Residenz Verlag) erzählt Kappacher von Hugo von Hofmannsthal, der 1924  als alternder Schriftsteller in einer Sinn- und Schreibkrise an seinen Kindheitsort zurückkehrt.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmet sich Walter Kappacher auch der Fotografie. Seine Landschaftsaufnahmen präsentierte er in Fotobänden und Ausstellungen. „Das Fotografieren hat mich gelehrt, besser zu schauen – jetzt, nach hunderten von Bildern, wäre die Kamera längst überflüssig.“ (Walter Kappacher)

 

 

 

 

 

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