



Bei der Verleihung des Deutschen Sachbuchpreises 2025 am Dienstag Abend in der Elbphilharmonie in Hamburg wurde die in Berlin lebende österreichische Comickünstlerin Ulli Lust für ihr viel beachtetes Steinzeit-Comic Die Frau als Mensch 1. Am Anfang der Geschichte ausgezeichnet.
Mit Die Frau als Mensch wurde erstmals ein Comic mit dem mit EUR 25.000 dotierten Deutschen Sachbuchpreis bedacht. Insgesamt waren 8 Titel nominiert. Die übrigen Nominierten erhalten jeweils EUR 2.500.
„Die starke Frau als Mensch. In ihrem so kenntnisreichen wie fantasievollen Sachbuch zu den Anfängen der Menschheit zwischen Evolution und Kultur zeigt Ulli Lust, dass die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte weitgehend unsichtbar blieb. Der lange Zeit vorherrschende Blick auf den Menschen als Mann ist grundlegend revisionsbedürftig, und das zeigt dieses Buch anhand eines originellen Ineinandergreifens von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte, immer wieder inspiriert von Alltagserfahrungen. Mit diesem vielschichtigen Zugang vermag Ulli Lust festgefahrene Vorstellungen aufzubrechen. Das gilt auch für das Genre des Sachbuchs, das durch die virtuose Verbindung von Bild und Wort auf das Schönste erweitert wird“, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Die Jury, der Michael Hagner (ETH Zürich), Christiane Hoffmann (Autorin), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Manuela Lenzen (Wissenschaftsjournalistin), Patricia Rahemipour (Institut für Museumsforschung, Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Heike Schmoll (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Katrin Vohland (Naturhistorisches Museum Wien) angehören, hat für den Deutschen Sachbuchpreis 2025 insgesamt 234 Einreichungen von 133 Verlagen gesichtet.
„Geschichte, auch Zeitgeschichte, ist immer auch Storytelling“, betonte Ulli Lust in ihrer Dankesrede, in der sie auch auf eines der zentralen Themen ihres Comic zu sprechen kam, das lange Zeit in der Frühgeschichtsforschung wenig behandelt wurde: „Ohne Empathie hätten wir als Art nicht überlebt. Der entscheidende Vorteil des modernen Menschen war das starke soziale Netzwerk. Das ist auch heute noch so.“
Ulli Lust, geboren 1967 in Wien, lebt seit 20 Jahren in Berlin. Ihr viel beachteter Comic Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens (avant-verlag, 2009) wurde mit dem Ignatz Award und dem Los Angeles Times Book Award ausgezeichnet. Es folgten unter anderem im Suhrkamp Verlag 2013 Flughunde (nach Marcel Beyer) und 2017 Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein. Ulli Lust zählt neben Barbara Yelin und Anke Feuchtenberger zu den einflussreichsten und meist prämierten Comicerzählerinnen im deutschsprachigen Raum. Sie unterrichtet Zeichnung und Comic an der Hochschule Hannover. https://www.ullilust.de
In ihrem auf zwei Bände angelegtem Projekt Die Frau als Mensch (Band 2 wird Anfang 2026 erscheinen) widmet sich Ulli Lust der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte, der Steinzeit. Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand und aus einer clever-nuancierten, feministischen Perspektive vermengt sie eigene Beobachtungen und Recherchen sowie imaginierte Geschichte mit Fakten und neuesten Erkenntnissen zu einer spannenden Erzählung über die Anfänge der Kunst und die Bedeutung der Empathie für das Überleben unserer Spezies. „Die Steinzeit taugt nicht mehr als Beispiel für die mancherorts immer noch gerne zitierte natürliche männliche Überlegenheit, der sich die schwachen Frauen gerne unterwarfen, weil sie sonst verhungert wären“, resümiert Ulli Lust.
Der Deutsche Sachbuchpreis
wird seit 2021 verliehen an herausragende Sachbücher, die sich als Impulsgeber für den öffentlichen Diskurs profilieren und zur Speerspitze der Wissensvermittlung und fundierten Meinungsbildung gehören. 2024 wurde die Geschichtswissenschaftlerin Christina Morina für Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren (Siedler Verlag, 2024) ausgezeichnet. Hauptförderer des Preises ist die Deutsche Bank Stiftung. Darüber hinaus unterstützen die Stadt Hamburg und die Frankfurter Buchmesse die Auszeichnung.
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