Der Schweizer Autor Urs Allemann ist am Sonntag nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Goslar/D gestorben. Das teilte seine Witwe Christiane Allemann am Montag mit. Erst vor wenigen Monaten wurde Urs Allemann der mit EUR 15.000 dotierte Erich Fried Preis 2024 vom alleinigen Juror Ulf Stolterfoht zuerkannt.
Aus traurigem Anlass wird die Verleihung des Erich Fried Preises 2024 am 30.11.2024 um 19.30 Uhr im Literaturhaus Wien nun auch eine Gedenkveranstaltung sein, bei der die Schauspielerin Johanna Orsini Allemann-Texte lesen und Fried Preis Juror 2024 Ulf Stolterfoht eine Rede halten wird.
Urs Allemann, geboren am 1.4.1948 in Schlieren bei Zürich, gestorben am 24.11.2024 in Goslar, studierte Germanistik und Anglistik in Marburg und Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover. Er war von 1986–2004 Literaturredakteur der Basler Zeitung und lebte seit 2013 im deutschen Goslar. Veröffentlichungen: Fuzzhase. Gedichte (Ammann, 1988), Öz & Kco. Sieben fernmündliche Delirien (Ammann, 1990), Babyficker. Erzählung (Deuticke, 1992), Der alte Mann und die Bank. Ein Fünfmonatsgequassel (Deuticke, 1993), Holder die Polder. Oden Elegien Andere (Urs Engeler, 2001), schœn! schœn! Gedichte (Urs Engeler, 2003), im kinde schwirren die ahnen. 52 gedichte (Urs Engeler, 2008), In Sepps Welt. Gedichte und ähnliche Dinge (Klever, 2013) und zuletzt Carruthers-Variationen (Klever, 2022). Für seine literarischen Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet – u. a. mit dem Heimrad-Bäcker-Preis (2012) und dem Schweizer Literaturpreis (2014).
In seiner Jurybegründung anlässlich der Zuerkennung des Erich Fried Preises 2024 schrieb Ulf Stolterfoht: „Seit seinem Debüt mit dem Gedichtband Fuzzhase (1988) verbindet Urs Allemann in seinen Texten einen experimentell-anarchistischen Ansatz, wie man ihn ähnlich nur bei Autoren wie Dieter Roth oder Ernst Jandl findet, mit einem ausgeprägten Interesse an strengen, traditionellen Vers-, Strophen- und Gedichtformen wie der Ode, der Hymne, der Elegie oder dem Sonett – hier sei besonders auf den Band Holder die Polder. Oden, Elegien, Andere (2001) verwiesen, der von vielen, gerade jüngeren Dichtern und Dichterinnen als bahnbrechend empfunden wurde und bis heute eine große Inspiration darstellt. Hört man nun aber den Lyriker Urs Allemann, der auch ein großartiger Vorleser und Performer ist, seine eigenen Texte vor Publikum laut lesen, kommen Anarchie, Experiment und Formbewusstsein auf eine Weise zusammen, die so weit entfernt ist von der klassischen Wasserglaslesung, dass man auf einmal wieder glauben mag an die Wirkmacht der Dichtung, auch und gerade auf ein Publikum, dem der Umgang mit zeitgenössischer Poesie nicht an der Wiege gesungen wurde.“
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