Eine Ausstellung als begehbarer Comic: Am Anfang steht Natascha Gangls Buch Wendy fährt nach Mexiko, das bei aller Unkonventionalität in Sprache und Erzählung gemeinsam mit den abgebildeten Kunstwerken von Toño Camuñas zwischen zwei Deckeln Platz findet. (Und ja, Wendy aus der Pferdezeitschrift ist darin wiedergeboren, in ganz und gar erwachsene
Abenteuer verwickelt.) Gemeinsam mit Maja Osojnik und Matija Schellander, die das Elektroakustik-Duo Rdeca Raketa bilden, entwickelte Gangl daraus ein erstes Klang-Performance-Stück mit dem Titel WENDY PFERD TOD MEXICO.
Gangl, Osojnik, Schellander schreiben:
Laut wird zu Sprache, Sprache zu Laut, zeitgenössische Komposition trifft auf das literarische Experiment. Eklektisch werden Stilrichtungen kombiniert, Madrigal trifft auf Kinderbuch trifft auf Techno trifft auf Anagramm trifft auf Hip-Hop trifft auf Essay – ad infinitum! – Hochkultur, Popkultur, Subkultur werden fusioniert.
Klangcomic wurde das Genre genannt, das von den dreien in Folge um das Stück Revanche der Schlangenfrau. Ein Klangcomic frei nach Unica Zürn bereichert wurde. Auch dieses zu einem Buch von Gangl, das eine Spurensuche ist: Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn. Mit Bildern von Toño Camuñas.
Mit der Gründung von MAMKA Records durch Osojnik – vielleicht in Verbindung mit der Notwendigkeit, für das Label sichtbare Repräsentativa herzustellen – entwickelte sich das Interesse für die Visualisierung von Klangcomics, die Erstellung von grafischen Partituren, Collagen, Zeichnungen, Fotos, Stickern und Ähnlichem. Forschungen zur Übersetz-
barkeit von Text, Komposition und Bild werden nun betrieben, Experimente mit Drucktechniken durchgeführt. Ein weiterer Klangcomic entsteht: EINSAME AMEISEN AMNESIE; hier nun ist visuelles Material der Ausgangspunkt: Unveröffentlichte Skizzenblätter von Anestis Logothetis.
Der Weg ist also verschlungen und voller Fantasie und führt derzeit »zurück« zum Comic in visueller Form: Jetzt erscheint das erste Kunst-Comic-Buch unter dem Titel WENDY PFERD TOD MEXICO. Dieses besondere Buch, für das Maja Osojnik eine eigene Bindetechnik entwickelt hat und dessen aufwendige Herstellung von Franziska Füchsl begleitet wurde WILLST DU SEHEN (um in Abwandlung des Ausstellungsuntertitels zu formulieren), mit ihm sind zahlreiche Vorstudien, Skizzen, Drucke und Arbeitsmaterialien, sowie Arbeiten von Kompliz:innen wie Toño Camuñas, Martin Egger, Birgit Kellner und Klaus Wohlgemuth Gegenstände der Ausstellung.
Die Raumgestaltung für den Klangcomic im Literaturhaus Wien stammt von Innenarchitektin und Künstlerin Leonie Spitzer.