Do, 5.6.2025
#BEGEGNUNG
#LYRIK

Internationales Poesiefestival Erich Fried | Tag 2

¡Lyrik!

16.00
Clemens J. Setz
„Der Krieg nebenan“. Über den amerikanischen Dichter James Tate
Vortrag

Der Georg-Büchner-Preisträger von 2021 Clemens J. Setz spürt den Gedichten und der Poesie des amerikanischen Dichters James Tate (1943–2015) nach, der vor genau 10 Jahren verstorben ist. Seine Gedichtbände, die ab 1967 erschienen sind, wurden zu Klassikern der amerikanischen Lyrik. Auf Deutsch erschien aber bislang lediglich ein Auswahlband (Der falsche Weg nach Hause, übersetzt von Jan Wagner, Berlin Verlag, 2004), der längst vergriffen ist. Setz vertieft sich in die Gedichte von James Tate, in seine Alltagsbeobachtungen, in sein humanistisches Weltbild, in seinen poetischen Kosmos, der Vorbild war für nachfolgende Dichter:innengenerationen.
„Tate entwickelte in seiner späten Dichtung eine besondere Art der scheinbar regellosen Anti-Parabel, die zum Merkwürdigsten gehört, was man in gedruckter Zeilenform lesen kann. Sogar unsere gewalttrunkene Gegenwart lässt sich mit ihr verstehen“, sagt Setz.

 

17.00
Logan February
Mental Voodoo
Lesung
Moderation: Christian Filips

Logan February, nicht-binäre:r Lyriker:in, Essayist:in, Sänger:in, Songwriter:in und LGBTQ-Aktivist:in stammt aus Nigeria und lebt zur Zeit als DAAD-Stipendiat:in in Berlin. 2024 erschien in deutscher Übersetzung der beeindruckende Gedichtband Mental Voodoo (Urs Engeler), der bei der Lesung im Mittelpunkt steht. In der poetischen Praxis eines mentalen Voodoo treffen präkoloniale, genderfluide westafrikanische Traditionen auf die queeren Diskurse unserer Zeit. Aus dieser Spannung entstehen neue Formen des Analogiezaubers, des Voodoo. „Ich komme aus einem heißen Land, das Magie / in seine Fäden verwebt. Im Dezember / hüllt der Sahara-Sand alles ein. / Sieht aus wie der Zerfall / den wir uns verdient haben.“ Es sind die Fragen nach Herkunft, nach Identität und nach Religion, die der intensiven und bilderreichen Sprache dieser Gedichte zugrunde liegen, Magie trifft Diskurs trifft Poesie. „Was hat das Chaos der Sprache getan / Bevor das Wort herabgerieselt ist wie Licht? // Dort habe ich gelebt, choreographierte Stille / Im wechselnden Atmen zwischen / Gedanke und Wort, Leben und Leben.“
Der Autor, Musikdramaturg und Regisseur Christian Filips hat den Band herausgegeben und (unter Mitarbeit von Peter Dietze) die Gedichte ins Deutsche übertragen.

 

18.30
Vortrag von Ann Cotten und Kanako Tada im Rahmen ihrer Ausstellung
Ausstellung, Performance
Vortrag von Ann Cotten und Kanako Tada im Rahmen ihrer Ausstellung
Einführung: Barbara Zwiefelhofer (Ausstellungs-Kuratorin)

つる、つる、つる、(Tsuru, Tsuru, Tsuru) ist die erste gemeinsame Ausstellung der in Iowa/USA geborenen und in Wien aufgewachsenen Schriftstellerin Ann Cotten und der in Hiroshima aufgewachsenen und seit 2017 in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerin Kanako Tada.
In ihrer gemeinsamen künstlerischen Forschung in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Japanisch) befassen sie sich mit der Ästhetik sprachlicher Systeme und wie in solchen Systemen die Beziehungen grammatikalischer Figuren in Erscheinung treten.
„Der Titel spielt mit Klang, Form und Homophonie. Sprache besitzt neben der semiologischen auch eine künstlerische Wirklichkeit, die für ihre ständige Aktualisierung und Weiterentwicklung verantwortlich ist, aber aus der Perspektive der Alltagssprache kaum erfasst werden kann. Beim Anstarren unbekannter Buchstaben oder Zeichen kann Erhabenheit und Unruhe erlebt werden, bis hin zur Frustration. Doch aus der inneren Landschaft, die in der Zeit bis zur Bildung eines Verständnisses entsteht, sprießen mitunter Triebe in die Kunst hinein. Die Sprache ist ein riesiges Lebewesen (Elke Erb), mit dem wir alle zusammenleben.“ (Ann Cotten & Kanako Tada)

Die Ausstellung ist bis 30.6.2025 im Literaturhaus Wien zugänglich.

 

19.00
Rozalie Hirs & Geert Jan Mulder

dreams of airs
Performance
live-Sprechstimme: Rozalie Hirs
live-Video: Geert Jan Mulder

Die niederländische Komponistin und Lyrikerin Rozalie Hirs beschreitet in ihrer Arbeit experimentelle Wege, sowohl was ihre Musik anbelangt als auch in ihren literarischen Arbeiten. Sie verbindet Lyrik mit musikalischer Innovation und stellt oft traditionelle Instrumente neben elektronische Klänge.
Sie hat für das Stück dreams of airs die Lyrik und die Musikpartitur mitsamt der elektronischen Klänge geschaffen, Boris Tellegen und Geert Jan Mulder zeichnen für die Video-Installation verantwortlich. Es ist ein Zyklus aus Gedichten und Musik. Allerdings geht es nicht um die Vertonung von Texten, sondern um das Ausloten der Beziehungen zwischen Poesie und Ton, um den Dialog zwischen Sprache und Musik. Eingesetzt wird auch der Effekt des „binaural beatings“, ein psychoakustisches Phänomen, das sich bildet, wenn dem Gehör auf jedem Ohr ein separater Ton mit leicht abweichender Frequenz dargeboten wird und so ein neuer Ton entsteht. Im Stück schafft dieser Effekt dynamische Klanglandschaften, die das Publikum durch verschiedene emotionale und mentale Zustände führen soll. Das dreisprachige Libretto (Englisch, Deutsch und Niederländisch) ist eine Aufforderung zur Verständigung, ein idealistisches und humanistisches Manifest, eine Meditation über Sprache, Musik und Traum.

Hier kommen Sie zu den anderen Veranstaltungen des Festivals:
Internationales Lyrikfestival Erich Fried Verkehrte Zeit
Eröffnung
Tag 1, 4.6.2025
Tag 3, 6.6.2025

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