Am Mittwoch Abend wurden die 49. Tage der deutschsprachigen Literatur (TddL) in Klagenfurt der Tradition entsprechend mit der Auslosung der Lese-Reihenfolge und der Klagenfurter Rede zur Literatur eröffnet. Die Rede hielt dieses Mal die Autorin und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2021 Nava Ebrahimi.
Ausgehend von einem Essay von Naomi Klein und Astra Taylor über den von Leuten wie Donald Trump und Elon Musk gelebten „Endzeit-Faschismus“, der globale Krisen und Probleme offiziell leugnet, aber Exit-Szenarien für Superreiche entwickelt, überlegt Ebrahimi, was man dieser Haltung entgegensetzen kann: „Setzen wir unsere Vorstellungskraft ein gegen die Erzählung, dass uns nur noch Waffen, Dominanz und am Ende der private Exit zu retten in der Lage sind.“ „Die Vorstellungskraft“, zitiert Ebrahimi die US-amerikanische Science-Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin, „ist keine Waffe, aber von der Vorstellungskraft hängt ab, ob eine Waffe eingesetzt oder niedergelegt wird“. Le Guins Aussage „Alles könnte anders sein“, treibe sie an, „Ich überwinde nicht nur mit jedem Text mich selbst, ich versuche auch immer wieder zu überwinden, was gemeinhin als Realität hingenommen wird. Und ich schätze, vielen anderen ergeht es ebenso. Wenn wir uns hinsetzen und beginnen, Wörter und Sätze aneinanderzureihen, formen wir Vergangenheit, erschaffen wir Gegenwart und wirken wir auf das ein, was noch geschehen wird – ganz gleich, wie sehr wir dabei aus unseren Biografien schöpfen. Wir nehmen uns die Freiheit, zu gestalten. Das zu erkennen, ist der erste Schritt in die Literatur.“
Bei den TddL stellen sich 14 Autor:innen – 6 mit Österreichbezug: Natascha Gangl (A), Max Höfler (A), Tara Meister (A), Josefine Rieks (A/D), Almut Tina Schmidt (A/D) und Verena Stauffer (A) – der siebenköpfigen Jury, der unter dem Vorsitz von Klaus Kastberger (A) noch Mara Delius (D), Laura de Weck (CH), Mithu Sanyal (D), Brigitte Schwens-Harrant (A), Thomas Strässle (CH) und Philipp Tingler (CH) angehören.
Bei der Preisverleihung zum Abschluss der TddL am Sonntag werden insgesamt 6 Preise verliehen: Der von der Landeshauptstadt Klagenfurt gestiftete und mit EUR 25.000 dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis, der als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum gilt, der Deutschlandfunk-Preis (EUR 12.500 / gestiftet von Deutschlandradio), der KELAG-Preis (EUR 10.000 / gestiftet von der Kärntner-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft), der 3sat-Preis (EUR 7.500 / gestiftet von 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ZDF, ORF, SRG und ARD), der BKS Bank–Publikumspreis (EUR 7.000 / gestiftet von der BKS Bank) und eine heuer erstmals vergebene zweimonatige Residence am Ossiacher See (EUR 3.000 / gestiftet und vergeben vom Festival Carinthischer Sommer).
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